Im Falle des im Irak entführten und getöteten Österreichers Bert Nussbaumer und vier weiteren US-Amerikanern habe es zwischen Österreich und den USA 2008 "heftige Kontroverse" über Lösegeldzahlungen gegeben, berichtete der "Kurier" in seiner Montag-Ausgabe. Die Zeitung berief sich dabei auf zwei den Fall Nussbaumer betreffende Wikileaks-Depeschen. Nach Angaben von Außenministeriumssprecher Peter Launsky-Tieffenthal habe es keine Kontroverse gegeben.
Zahlung von Lösegeld
Die damalige US-Botschafterin Susan McCraw in Wien habe sich in einer Unterredung mit Kanzler Alfred Gusenbauer am 18. April 2008 gegen die Zahlung von Lösegeld ausgesprochen, berichtete die Tageszeitung. Nur knapp eine Woche später habe es zwischen dem Geschäftsträger der Wiener US-Botschaft Scott F. Kilner und dem Gesandten des österreichischen Außenministeriums Launsky-Tieffenthal ein "höchst kontroversielles Gespräch" gegeben. Laut "Wikileaks" habe Launsky-Tieffenthal erklärt, von offizieller Seite in Washington das Einverständnis für die Zahlung von Lösegeld erhalten zu haben. Er habe außerdem ins Treffen geführt, dass die Angehörigen der US-Geiseln 150.000 US-Dollar für allfällige Lösegeldforderungen zur Verfügung stellen würden. "Der österreichische Vorstoß missfiel Kilner außerordentlich", schrieb der "Kurier".
Gespräch
Launsky-Tieffenthal dementiert gegenüber der APA, dass es zu "heftigen Kontroversen" mit dem Geschäftsträger der Wiener US-Botschaft gekommen sei. Es habe lediglich ein Gespräch stattgefunden, welches Teil der Bemühungen um die Freilassung der Entführungsopfer gewesen sei. "Es gab keine unangenehme Situation", so Launsky-Tiefffenthal. Das Gespräch habe nach Kontakt zu den Angehörigen stattgefunden, die 150.000 US-Dollar für die Freilassung der Gefangenen zur Verfügung stellen wollten. Da es aber trotz lange andauernder Bemühungen "bedauerlicherweise" keinen Lebensnachweis über die Entführten gegeben habe, sei es zu keiner Zeit zu Lösegeldforderungen gekommen, sagt Launsky-Tieffenthal. Bei den in der Zeitung beschriebenen "Kontroversen" habe es sich laut ihm lediglich um ein Gespräch über "hypothetische Vorgehensweisen im Falle von Lösegeldforderungen" gehandelt.
Nussbaumer war als Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma im November 2006 zusammen mit vier Amerikanern im Irak entführt worden. Wenige Wochen später tauchte im Internet ein Video von Nussbaumer und seinen vier Kollegen auf. Danach gab es zwar immer wieder Gerüchte über Sichtungen der Geiseln, aber keine konkrete Spur. Im März 2008 wurden mehrere Leichen im Irak gefunden. Eine davon wurde in den USA als Bert Nussbaumer identifiziert. (APA)