Brüssel - Die Schuldenkrise Griechenlands ist zum Dauerproblem geworden, der Ruf nach radikalen Lösungen wird immer lauter. Doch so manche Forderungen sind rein rechtlich gar nicht erfüllbar, andere bergen unkalkulierbare Risiken.
Warum wird ein Ausschluss Griechenlands aus dem Euro gefordert?
Die Lage gleicht einem Schwelbrand: Trotz der seit über einem Jahr andauernden Bemühungen um eine Eindämmung, können die Flammen aus Griechenland blitzschnell auf andere Länder sowie auf das Gebälk der Eurozone übergreifen und das gesamte Haus zum Einsturz bringen. In manchen Stellungnahmen - auch in Deutschland - schwingt aber auch Ärger darüber mit, dass Athen bei den Sparbemühungen schludert.
Was wären die Folgen eines Rauswurfs?
Genau weiß das niemand. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fürchtet unkalkulierbare Risiken. Sie warnte kürzlich vor einem "Dominoeffekt", der "außerordentlich gefährlich" für den Euro werden könne. Die Gegner eines Ausschlusses argumentieren also ebenso wie seine Befürworter.
Kann Griechenland aus der Eurozone geworfen werden?
Eigentlich nicht. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer (FDP), sagte am Montag, dass sich die Frage eines "Rausschmisses oder Ausschlusses" im "rechtlichen Rahmen der Eurozone" nicht stelle. Auch die EU-Kommission machte kürzlich deutlich: "Weder Austritt noch Rauswurf aus der Eurozone sind möglich." Österreichs Außenminister Michael Spindelegger nannte als letzte Möglichkeit eine "Verhandlungslösung mit Griechenland".
Könnte eine Rückkehr zur Drachme Griechenland nutzen?
Eine neue Drachme wäre viel schwächer als der Euro. Damit wären griechische Produkte auf dem Weltmarkt einfacher zu verkaufen, was der schwachen Wirtschaft des Landes zugutekäme. Aber die bereits jetzt für Athen nicht zu bewältigenden Schulden könnten sich so verdoppeln. Die Griechen würden vermutlich die Banken stürmen, um ihr Erspartes in Euro abzuheben, bevor es drastisch an Wert verliert. Für Griechenland ist das Szenario offenbar kein Ausweg.
Gibt es eine andere Möglichkeit?
Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) brachte eine "geordnete Insolvenz Griechenlands" ins Spiel. Das Land erklärt dabei offiziell den Staatsbankrott und zahlt seine Schulden höchstens zum Teil zurück.
Wie kann eine geordnete Insolvenz aussehen?
"Das ist eine gute Frage", räumte Hoyer ein. "Wenn wir in der Europäischen Union seit vielen Jahren schon ein gutes Instrument für eine geordnete Staateninsolvenz eines Mitglieds einer Währungsunion hätten, dann wären wir wahrscheinlich schon einen Schritt weiter." Soll heißen: Es gibt Erfahrungen mit Staatspleiten, allerdings nur bei Ländern wie etwa Argentinien, die eine Währung für sich hatten und nicht einem Währungsverbund wie der Eurozone angehörten.
Welche Gefahren drohen?
Unklar ist, wie sehr der Rest der Eurozone in Mitleidenschaft gezogen würde. Angeschlagene Länder könnten durch die ausgelösten Schockwellen und den Ausfall von Zahlungen ins Wanken geraten. Privatbanken - besonders die griechischen - und auch die Europäische Zentralbank (EZB) müssten Milliarden abschreiben. Pleiten in der Finanzbranche wären nicht ausgeschlossen.
Könnten die Euro-Länder gegensteuern?
Vielleicht. Im Juli wurde auf dem Euro-Gipfel eine Stärkung des Euro-Rettungsfonds EFSF beschlossen. Der Fonds soll Gelder zur Unterstützung wankender Banken vergeben können. Auch vorsorgliche Kreditlinien für Länder in Schwierigkeiten sind künftig möglich. Die Beschlüsse sind aber noch nicht von allen nationalen Parlamenten abgesegnet.
Warum ist die Euro-Rettung so wichtig?
Die gemeinsame Währung ist ein Symbol für das friedliche Zusammenwachsen Europas. Aber auch wirtschaftlich ist der Euro besonders für das Exportland Deutschland wichtig: Der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zufolge bringt die gemeinsame Währung Deutschland im Jahr einen Wohlstandsgewinn von bis zu 30 Mrd. Euro. (APA)