Der autoritäre Populist (links oder rechts) braucht erstens ein Heilsversprechen und zweitens Feindbilder. Wenn er an die Macht kommt und damit nach einer Weile in die Verlegenheit, seine Versprechungen in reale, materielle Ergebnisse für seine Anhänger und Wähler umsetzen zu müssen, bleibt ihm letztlich nur eine Möglichkeit: der institutionalisierte, pseudo-legale Raub. Er muss die Goodies für die einen beschaffen, indem er sie anderen wegnimmt (außer er hat Rohstoffe wie die autoritären Populisten Wladimir Putin, Hugo Chávez oder Mahmud Ahmadi-Nejad). Aber für einen autoritären Populisten in einem Land ohne Rohstoffe bleibt nur der Raub.
So will der ungarische Premier Viktor Orbán, der praktisch rechtsautoritär regiert, jetzt den Kurs des Forint so festsetzen, dass die 1,2 Millionen Ungarn, die Frankenkredite laufen haben, beträchtlich entschuldet werden. Das trifft vor allem österreichische Banken. Aber schon vorher hat Orbán de facto die private Pensionsversicherung verstaatlicht.
Um Heilsversprechen durch Raub erfüllen zu können, sucht man sich als Opfer am besten Feindbilder. Im Mega-Maßstab geschah das mit den "Arisierungen" im Nazi-Reich. Damit kann man Orbán nicht vergleichen, aber Banken, österreichische Banken, sind auch bequeme Feindbilder. Wenn man mit so etwas einmal angefangen hat, kann man schwer wieder aufhören. Ungarn ist angeblich EU-Mitglied. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.9.2011)