Washington - Bisher hatten die USA als Forschungsnation den Rest der Welt weit hinter sich gelassen. Doch "Europa hat stark aufgeholt", sagt der Chef der American Association for the Advancement of Science (AAAS), Alan Leshner, bei einem Besuch einer österreichischen Delegation unter Leitung des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) bei AAAS. Unabhängig von der geographischen Herkunft der Forschung, zählt in der von AAAS wöchentlich publizierten US-Fachzeitschrift "Science" aber nur eines - die Exzellenz, sagte der Herausgeber des renommierten Wissenschaftsmagazins in Washington.

Sechzig Prozent der in "Science" abgedruckten Arbeiten umfasse ohnehin mehr als ein Land, verweist Leshner auf die zunehmende Multi- und Internationalität der Forschung. So haben US-Arbeiten auch keinen Sonderbonus, um in das Blatt aufgenommen zu werden. Vielmehr verstehe man sich als "ein internationales Journal". Das 1880 gegründete Heft hat etwa 150.000 Abonnenten der kostenpflichtigen Ausgabe, die eigentliche Reichweite, etwa unter Berücksichtigung des Website-Angebots, wird auf etwa eine Million geschätzt.

175-köpfiges Herausgeberteam

Etwa 200 Manuskripte flattern den 27 inhaltlichen Redakteuren von "Science" pro Woche auf den Schreibtisch, rund 20 werden wöchentlich publiziert. Ein erstes Qualitäts-Screening übernehmen dabei fachlich qualifizierte Forscher aus dem etwa 175-köpfigen wissenschaftlichen Herausgeberteam. Darunter befindet sich beispielsweise auch Jürgen Sandkühler, Leiter der Zentrums für Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien. Den fünf Mitglieder des "Senior Editorial Board" gehört zudem der gebürtige Österreicher und Ökonom Ernst Fehr, Leiter des Wirtschaftsdepartments der Universität Zürich, an.

Zu einem ersten Urteil, ob die Arbeit einen großen Fortschritt darstellt, müssen die wissenschaftlichen Herausgeber innerhalb einer Woche kommen. Zudem werden Gutachter für die gründlichere Begutachtung vorgeschlagen. Etwa 75 Prozent der eingereichten Arbeiten werden in der ersten Runde abgelehnt, 20 bis 25 Prozent schaffen es dann überhaupt in die der Veröffentlichung vorgeschalteten Begutachtung ("Peer Review") und davon kommen 15 Prozent in das von der AAAS herausgegebenen Fachblatt.

Von der Einreichung der Arbeit bis hin zur Veröffentlichung dauert es durchschnittlich 100 bis 150 Tage. Doch geht es um ein Thema, das besonders im öffentlichen Interesse ist, etwa im Fall einer Epidemie, kann der Prozess auch schon einmal in einem Monat durchlaufen werden.

Gute Beziehungen zur Konkurrenz

Mit dem großen Konkurrenten, dem britischen Top-Journal "Nature", herausgegeben von der "Nature Publishing Group", pflege man eine "gute Beziehung", sagt Leshner: "Sie würden überrascht sein, wie viel wir mit anderen Magazinen kooperieren" und etwa auch über das Timing von Veröffentlichungen sprechen.

Leshner selbst ist Psychologe und hat sich in seiner Forschungszeit etwa dem Zusammenhang zwischen Hormonen und Verhalten gewidmet. Der ehemalige Direktor des National Institute on Drug Abuse (NIDA) veröffentlichte etwa 150 Arbeiten - für die Fachwelt wie auch für Laien - etwa zur Biologie von Verhalten, Wissenschafts- und Technologiepolitik und wissenschaftliche Bildung - Themen, zu denen er auch immer wieder einmal im Editorial von "Science" Stellung bezieht. (red/APA)