Eigentlich wäre es so einfach: Man müsste nur zwei Varianten durchrechnen und die billigere wählen. Die erste entspricht der Realität, in der Griechenland ein Ziel nach dem anderen verfehlt und die europäischen Steuerzahler ein Hilfspaket nach dem anderen nach Athen schicken. In der zweiten Variante wird Hellas aus der Eurozone gekickt, die Gläubiger verlieren - schätzungsweise - 80 Prozent ihrer Forderungen, Banken müssen neuerlich mit Milliarden vor der Pleite bewahrt werden, die Griechen fallen wegen der drastischen Abwertung um einen guten Teil ihrer Ersparnisse um.

Das Problem daran: Was am Ende des jeweiligen Weges steht, weiß niemand. Was man dagegen sehr wohl annehmen kann: Die Schocktherapie mit Insolvenz und Rückkehr zur Drachme ist schmerzhafter, aber dafür rascher wirksam, weil die zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit notwendige Abwertung ruckartig und nicht erst über eine graduelle Deflationierung der Löhne erfolgt. Das ermöglicht einen Neustart.

Auch beim eingeschlagenen Sanierungspfad ist offen, ob Griechenland nicht in der Rezession steckenbleibt und die Gläubiger durch die Finger schauen. Sicher ist nur: Auf dem Weg dorthin wird die Unsicherheit ständiger Begleiter sein, Finanzmärkte und Realwirtschaft lähmen, und zusehends andere verschuldete Staaten gefährden. Im Vergleich dazu wäre ein Ende mit Schrecken eine echte Alternative. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 14.9.2011)