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Etliche Luxusflitzer kassierte die Polizei bei der Aktion ein.

Foto: AP/Ratzenboeck

Vancouver - Der Nachwuchs aus reichem Haus muss in der nächsten Zeit mit der Straßenbahn in die Disco fahren. Denn nachdem die zwölf Burschen und ein Mädchen in einem Vorort von Vancouver mit ihren Supersportwagen ein Straßenrennen mit Geschwindigkeit weit jenseits von 200 Stundenkilometern veranstaltet hatten, wurden sie nicht nur ihre Führerscheine los, sondern auch ihre Straßenrenner der Typen Lamborghini, Porsche, Maserati und Ferrari. Die Boliden der Hauptübeltäter werden demnächst von der Polizei um mehrere Millionen Euro versteigert.

Vor zwei Wochen hatten Anwohner einer belebten Durchgangsstraße mit Tempolimit 50 Kilometer die Polizei alarmiert: "Mehrere Sportwagen blockieren die Fahrbahn, und die anderen rasen mit einem Affenzahn durch die Gegend." Worauf die Beamten das andere Ende der Straße blockierten, die Möchtegern-Schumacher einsammelten und ihre Renner beschlagnahmten.

Führerscheine weg

Die Amateurrennfahrer mussten für drei Monate ihre Führerscheine abgeben und eine Geldbuße von umgerechnet etwa 150 Euro zahlen. "Mehr war leider nicht drin, weil unsere Beamten nicht Zeuge des Straßenrennens waren" , bedauert Polizeichef Norm Gaumont. "Deshalb mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen."

Der Einfall kam schnell: "Wir nehmen den Kids einfach ihre Spielzeuge weg. Damit sie mit den Fahrzeugen nicht noch mal in unverantwortlicher Weise das Leben ihrer Mitmenschen gefährden können." Gesetze in verschiedenen Provinzen Kanadas erlauben die "Konfiszierung von Tatwerkzeugen" , und davon machen die Behörden fleißig Gebrauch. In staatlichen Besitz kamen so schon Luxuskarossen, Yachten und Villen von Drogenhändlern und Betrügern genauso wie der Privatjet eines Entführers.

"Völlig überzogen"

Zum Leidwesen der Polizei konnte anhand von privaten Videoaufnahmen nur fünf Jugendlichen eine direkte Beteiligung am Straßenrennen nachgewiesen werden. "Die übrigen acht und sehr teuren Fahrzeuge müssen wir leider den Erziehungsberechtigten aushändigen." Die Bürgerrechtsorganisation Civil Liberties Association kritisierte die Beschlagnahme der Sportwagen als "völlig überzogene Reaktion der Obrigkeit" . Worauf ein Sprecher des amtlichen "Beschlagnahme-Büros" in der Provinzhauptstadt Victoria nur lakonisch erklärte: "Die Angehörigen von Menschen, die bei Straßenrennern getötet oder schwer verletzt wurden, denken vielleicht anders darüber."

Die Besitzer der beschlagnahmten Fahrzeuge können gegen die geplante Versteigerung klagen. Aber dem Vernehmen nach hat sich bislang noch kein Anwalt gefunden, der für die Eltern der jugendlichen Rennfahrer vor Gericht ziehen will. (Victoria Greystone/DER STANDARD-Printausgabe, 14.9.2011)