
Der gebürtige Somalier Nuruddin Farah ist Ehrengast bei "Literatur im Nebel".
Wien - Nicht er sei im Exil, sondern die somalische Diktatur: Nuruddin Farah, immer wieder als Geheimtipp für den Literatur-Nobelpreis genannt, gibt dem Überlebenskampf der somalischen Bevölkerung eine wichtige, eine gewichtige Stimme: "Notwendig ist nicht eine Politik des Mitleids, sondern eine der politischen Verantwortung. Die Hungernden Somalias und ihrer Nachbarländer haben ein Recht auf Anerkennung als Bürgerinnen und Bürger dieser Welt" sagte er angesichts der jüngsten humanitären Katastrophe Ostafrikas.
Farah sei, schreibt Die Welt, ein Global Player der afrikanischen Literatur, ein Weltenwanderer, unermüdlich auf Reisen, um über seine Bücher und einen zerfallenden Staat zu sprechen. Am 21. und 22. Oktober wird er das in Heidenreichstein tun - als Ehrengast von Literatur im Nebel.
Die Besten der Literatur, so der Grundimpuls des Festivals, das 2006 von Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten und dem Dichter Robert Schindel initiiert wurde, sollen allherbstlich für zwei Tage in den kleinen Waldviertler Ort kommen. Und die Besten der Schauspielkunst sowie Dichterkollegen sollen den Gast mit Lesungen aus seinem Werk, die klügsten Denker mit Vorträgen ehren.
Nach Salman Rushdie, Amos Oz, dem kürzlich verstorbenen Jorge Semprún, Margaret Atwood und zuletzt Hans Magnus Enzensberger kommt heuer also Nuruddin Farah. Geboren 1945 im somalischen Baidoa als Sohn einer traditionellen Erzählerin und eines Dolmetschers, musste er 1974 aus Somalia flüchten; in Abwesenheit wurde er zum Tode verurteilt. Erst 1996 konnte er sein Heimatland wieder besuchen. In Hörspielen, Kurzgeschichten und Romanen schreibt er gegen Unterdrückung und Gewalt, vor allem jene gegen Frauen, an.
Dramaturgin Bettina Hering hat Farahs literarisches Werk zu thematischen Blöcken gefasst, um Somalia geht es da, um afrikanische Diktaturen und Diaspora, um Autobiografisches. Hochkarätig die Liste der Mitwirkenden: Es lesen die Bühnenstars Klaus Maria Brandauer, Florentin Groll, Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Dörte Lyssewki, Cornelius Obonya, Elisabeth Orth und Maria Schrader; Regisseurin Andrea Breth und der Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf; die Autoren Thomas Glavinic, Anna-Elisabeth Mayer und Julya Rabinowich sowie die afroösterreichische Aktivistin Beatrice Achaleke.
Die Journalisten
Andreas Pfeifer und Marie-Roger Biloa werden Farah über die politische, soziale
und literarische Situation in Afrika befragen. Der Dicher Ilija Trojanow und der
Afrika-Sonderbeauftragte im Außenministerium, Georg Lennkh, werden Vorträge
halten. Farah selbst wird aus seinem jüngsten Roman Crossbones lesen. (Andrea Schurian / DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2011)