Nur noch fünf Prozent der Österreicher interessieren sich laut einer Umfrage des Imas-Instituts "sehr stark" für das innenpolitische Geschehen, 21 Prozent sind "ziemlich stark". Anfang 2000 hatten noch 56 Prozent der Österreicher angegeben, das politische Geschehen zu verfolgen, im September 2011 taten das nur noch 26 Prozent. Der politisch interessierte Teil der Bevölkerung hat sich also mehr als halbiert, sagt Imas.
Wen wundert's. Flachmänner an der Spitze der meisten Parteien, Stillstand bei allen Reformvorhaben, sterile Aufgeregtheit in der politischen Auseinandersetzung, völliges Vorbeireden und -agieren an den Hauptsorgen der Bevölkerung. Bei einem Teil der politisch Interessierten mag die Enttäuschung darüber eine Rolle spielen, dass jene schwarz-blaue Koalition, die eine "Wende" versprach, sich jetzt hauptsächlich als ein Vehikel für eine freche Mitschneider-Partie herausstellt. Gerade diejenigen, die damals auf Blender hereinfielen, wenden sich nun komplett von der Politik ab.
Die große Abwendung von der Politik der Ödnis und Mittelmäßigkeit ist das eine. Auf der anderen Seite bilden sich fast täglich neue Initiativen, entstehen kleine Bewegungen von "unten" oder genauer, von privaten Bürgern. Manche sind schlicht verstiegen oder schlimmer, manche geben Hoffnung. Man wird sich - auch journalistisch - stärker mit ihnen auseinandersetzen müssen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.9.2011)