Wien - Die Gewerkschafter - und die Berliner Kampagnen-Agentur - hatten an alles gedacht: T-Shirts, Trillerpfeifen und Megaphone mit kleinen roten Herzchen brachten sie mit auf den Platz hinter dem Rathaus, auf dem am Mittwochabend laustark hunderte Angestellte des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) demonstrierten. "Zeit für Menschlichkeit" lautet ihre Forderung, denn zu viel medizinisches Personal sei "ausgebrannt" . Auf das Rathaus projezierte Flammen sollten das noch verdeutlichen.
Ausgerechnet am Geburtstag von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zogen die Gewerkschafter zum Rathaus; zwei Tage zuvor hatte ihnen Häupl selbst klar gemacht, dass es kein zusätzliche Geld für Krankenhauspersonal geben werde. Bernhard Harreither, Vorsitzender der Hauptgruppe II der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, bemängelt vor allem, dass Dienstposten nur schleppend nachbesetzt würden. 1200 der insgesamt 30.000 Stellen im KAV - dem größten städtischen Arbeitgeber - seien dadurch derzeit vakant. Die Stadtregierung konterte im Vorfeld der Demonstration mit Zahlen aus einer Erhebung des Gesundheitsministeriums: Pro 100 Betten arbeiten in Wien 306 Menschen in einem Krankenhaus, im Österreich-Schnitt sind es 238.
Harreither - selbst roter Gewerkschafter - will dennoch weiter an der Eskalationsspirale drehen. Am Mittwoch ging eine Website online (www.gesundheitskampagne.at), unter der Rubrik "KAV-Leaks" können Mitarbeiter dort ihre Erlebnisse posten. Und der Gewerkschafts-Chef präsentierte das Ergebnis einer Umfrage, an der bisher rund 10.000 KAV-Mitarbeiter teilgenommen haben. Diese bescheinigt der Gewerkschaft breite Unterstützung, fast drei Viertel der Befragten wären bereit, für ihre Anliegen zu streiken. Noch signalisieren das Rathaus und der KAV aber Verhandlungsbereitschaft. Harreither:"So lange wir miteinander reden, will ich nicht mit Streik drohen." (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2011)