
Entspannte Atmosphäre, aber keine Spur von Ruhestand: Susanne Kirnbauer, Harald Balluch und, auf Spitze, Doris Uhlich.
Nach Sidi Larbi Cherkaoui in der vergangenen Saison ist nun die österreichische Choreografin Doris Uhlich Artist in Residence am Festspielhaus St. Pölten.
Mit dem Musiker Christian Muthspiel teilt sie sich nun für die Spielzeit 2011/12 die besondere Zuwendung des Hauses.
In wenigen Jahren und mit großem künstlerischem Enthusiasmus hat Uhlich es geschafft, zu einer Schlüsselfigur der heimischen Tanzszene aufzusteigen.
Nach ihrer Ausbildung am Wiener Konservatorium, heute Privatuniversität, arbeitete sie ab 2002 einige Jahre unter Claudia Bosse in der Gruppe theatercombinat, die mit dem Grazer Theater im Bahnhof eine vorrangige Stellung in der österreichischen Performance einnimmt. Eine wichtige Zeit der Praxis für die junge Tanzpädagogikabsolventin in einem gesellschaftskritischen und diskursintensiven Umfeld.
Erst vor fünf Jahren begann Uhlich, eigene Projekte vorzustellen. Spitze, ihr erster richtiger Erfolg (2008) und mit den Ballett-Promis Susanne Kirnbauer und Harald Balluch auf der Bühne, wird am 14. und 15. Oktober im Festspielhaus zu sehen sein. Außerdem bietet Uhlich ihren beliebten Workshop Ruhestandstanz an, den sie eigens für Interessierte in ihren reiferen Jahren konzipiert hat (13.-15. 10.).
Im Februar 2012 zeigt Uhlich ihr Stück Mehr als genug aus dem Jahr 2009, in dem sie klischeehafte Körpervorstellungen auf die Schaufel nimmt. Denn mit dem Körper und damit, was die Gesellschaft mit ihm anstellt, setzt sich Uhlich von Beginn an auseinander.
Dabei hat sie ein besonderes Faible für ältere Darsteller entwickelt, für Laien sowie für ehemalige Profis wie etwa den einstigen Star Kirnbauer. Daraus wurde eine überzeugende Kunst: als unprätentiös politische Ästhetik. (Helmut Ploebst/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2011)