Berlin - Einen Tag vor dem Treffen von US-Finanzminister Timothy Geithner mit seinen EU-Kollegen haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und führende Koalitionspolitiker amerikanische Forderungen nach neuen deutschen Konjunkturprogrammen zurückgewiesen. Merkel bezeichnete den schnellen Schuldenabbau erneut als Priorität. "Aber wir betreiben die Konsolidierung keineswegs undifferenziert. Wir wollen Sparen und gleichzeitig Wachstum ermöglichen", sagte die Kanzlerin bei der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt.

CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Meister äußerte sich mit Blick auf die neuen Pläne der US-Regierung sehr viel deutlicher: "Wir brauchen keine konjunkturellen Strohfeuerprogramme, die die Wirtschaft kurzfristig anfachen", sagte er. "Ich glaube nicht, dass man ein Schuldenproblem dauerhaft durch die Ansage, neue Schulden zu machen, lösen kann. Auch die USA haben kein Konjunkturproblem, sondern möglicherweise ein paar Strukturprobleme, die angegangen werden müssen", fügte der Finanzexperte hinzu. Zudem sei die Forderung nach Konjunkturprogrammen bei deutschen Wachstumszahlen von rund drei Prozent in diesem und wahrscheinlich auch im kommenden Jahr "nicht zwingend zu erkennen".

Harsche Kritik kommt auch von dem Euro-Kritiker Frank Schäffler. "Das Griechenland dieser Welt sind die USA", sagte der FDP-Politiker im Interview. "Die USA ist über beide Ohren verschuldet und das ist natürlich ein Ablenkungsmanöver", sagte er mit Blick auf die US-Kritik an Europa. "Die amerikanische Notenbank druckt Geld in unvorstellbarer Weise und verbreitet diese Inflation über diese Welt." Deshalb liege der Kern der Finanzkrise in den USA. (APA/Reuters)