Bild nicht mehr verfügbar.
Über 2.000 Jahre alte ägyptische Krokodilmumien trugen zur Entdeckung einer neuen Art von Nilkrokodilen bei.
New York/Clayton /Wien - Die alten Ägyptern verehrten sie als heilige Tiere und mumifizierten sie sogar. Die Rede ist von den Nilkrokodilen (Crocodylus niloticus), deren Bestände sich in den letzten Jahren dank Schutzbestimmungen wieder erholt haben. Nun haben die alten Mumien zu einer Entdeckung beigetragen, die wiederum den Artenschutz vor eine neue Herausforderung stellt.
Die Geschichte der Entdeckung begann damit, dass ein US-amerikanischer Zoologe in einer Oase in Ägypten Bekanntschaft mit sechs seltsam zahmen Krokodilen machte, Gewebeproben eines toten Tiers nahm und die an das American Museum of Natural History in New York schickte. Dort sequenzierte Evon Hekkala das Material und fand zu ihrer Überraschung wenig Ähnlichkeit mit der DNA des Nilkrododils.
Zunächst dachte sie an einen Irrtum, dann analysierte sie so viele Nilkrokodilproben, wie sie kriegen konnte - unter anderem auch von über 2000 Jahre alten Mumien. Und siehe da: Wie sie und ihr Team nun im Fachblatt Molecular Ecology berichten, gibt es tatsächlich eine zweite Art des Nilkrokodils, nämlich Crocodylus suchus, die bereits 1807 beschrieben aber wieder verworfen wurde.
Diese weniger aggressive und kleinere Spezies wurde auch für die heiligen Zeremonien im alten Ägypten verwendet, wie Hekkala und Kollegen berichten. Heute allerdings scheint sie im Vergleich zum "echten" Nilkrokodil weitaus stärker gefährdet, was wohl neue Schutzmaßnahmen nötig macht.
Was eine Art ausmacht, ist biologisch mehr oder weniger unumstritten. Manchmal ist auch nur von Ökotypen die Rede, wie etwa bei den Killerwalen. Diese dürften in zumindest drei Ökotypen vorkommen, die seit mehr als 150.000 Jahren keinen Kontakt mehr miteinander hatten. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.09.2011)