Wien - Die Raiffeisenbank Reutte (Tirol) hat wegen schwerer Anschuldigungen, die ein Ex-Mitarbeiter in einer Sachverhaltsdarstellung erhoben hat, die Aufsicht im Haus. Außerdem geht die Staatsanwaltschaft den Vorwürfen nach. Die vom Ex-Mitarbeiter erhobenen Vorwürfe: Geldwäsche, Täuschung der Behörden im Zuge des vorjährigen Kaufs des kleinen deutschen Bankhauses Bauer und Nötigung. Raika-Chef Johannes Gomig wies die Vorwürfe am Freitag als haltlos zurück.

"Wir können uns nicht vorstellen, dass da was übrig bleibt"", sagte Gomig. Ob die Bank gegen den früheren leitenden Mitarbeiter, der wegen "unterschiedlicher Vorstellungen zu seinem Aufgabengebiet" Ende 2010 die Bank verlassen hat, rechtlich vorgehen wird, ließ er offen. Dazu gab er jedenfalls heute keinen Kommentar ab.

Gomig bestätigte, dass es sich um keine Routineprüfungen handle, die Prüfungshandlungen beziehen sich auf die Sachverhaltsdarstellung.

Die Anschuldigungen seien der Raiffeisenbank Reutte seit längerem bekannt. Der Aufsichtsrat, so schilderte die Bank in einer Aussendung am Freitagnachmittag, habe geeignete Prüfungsmaßnahmen veranlasst. Diese (bisherigen internen, Anm.) Prüfungen hätten ergeben, dass die Systeme und Regelungen der Bank sicherstellen, dass alle Bestimmungen zur Verhinderung der Geldwäsche eingehalten werden. Die Bank habe sich stets rechtskonform verhalten, wurde heute betont.

Den bankinternen Untersuchungen folgten nun die Ermittlungen durch die Aufsichtsbehörden. Die Bank stellte heute fest, dass sie die Prüfungen durch die Bankenaufsicht befürworte. Man kooperiere in vollem Umfang mit allen Behörden.

Die Prüfung durch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Auftrag der Finanzmarktaufsicht habe erst letzte Woche begonnen, schilderte Gomig. Es wird erwartet, dass sie einige Wochen dauern wird.

Einer der Vorwürfe lautete darauf, dass es im Zusammenhang mit dem Kauf des deutschen Bankhauses Bauer bei der Konzessionsvergabe zu Täuschungen der deutschen Aufsicht gekommen sei. Gomig dementiert den Vorwurf einer unkorrekten Darstellung von Zahlen.

"Raiffeisen Reutte hat das Bankhaus Bauer, das vorher eine Zweigniederlassung der Düsseldorfer Hypothekenbank war, erworben. Und aus dieser Zweigniederlassung musste erst wieder eine Vollbank werden, deshalb gab es eine Umgründung", erläuterte Gomig. Für diese Vollbankkonzession galt es, Businesspläne zu erstellen. Die deutsche Aufsicht Bafin habe geprüft, die Bankkonzession wurde erteilt. "Wir werden den Businessplan für 2011 ertragsmäßig zielgenau erfüllen, da geht es um kleine Abweichungen von ein paar tausend Euro". Dass im Businessplan aber die Zukunftserwartungen "zu schön" dargestellt worden seien, wie der Vorwurf des Ex-Mitarbeiters lautete, wird vom Vorstand dementiert.

Die Bafin habe die Zahlen ja im Genehmigungsverfahren angeschaut. Nun wird dem nochmals nachgegangen.

Der weitere Vorwurf in der umfangreichen Sachverhaltsdarstellung lautete auf Geldwäsche. Auch diese Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, so die Bank. In dem Fall geht es um die Niederlassung in Jungholz, im Zollausschlussgebiet, das für viele deutsche Kunden als steuerschonende Enklave galt. Dass es hier zu Geldwäscheaktivitäten gekommen sei, kann sich Gomig nicht vorstellen. Um welche Fälle oder Summen es sich handeln soll, geht dem Vorstand zufolge aus der Sachverhaltsdarstellung nicht hervor. Die sei allgemein und unkonkret gehalten. Er wartet da jetzt die "standardmäßigen" Prüfungen ab.

Die Raiffeisenbank Reutte hatte 2010 mit rund 300 Mitarbeitern ein Kundengeschäftsvolumen von 3,4 Mrd. Euro. Die kleine deutsche Tochter Bauer kommt mit rund 28 Beschäftigten auf 300 Millionen. (APA)