Tschechischer Regisseur Vavra im Alter von 100 Jahren gestorben

Prag - Erst im März feierte der tschechische Filmregisseur Otakar Vavra seinen 100. Geburtstag, nun ist der Künstler tot, wie die Nachrichtenagentur CTK am Freitag meldet. Vavra drehte mehr als 50 Spielfilme und war Mitbegründer der Prager Filmfakultät FAMU. Bei ihm lernten die späteren Oscar-Preisträger Jiri Menzel und Milos Forman das Handwerk.

Menzel erinnerte an die Zielstrebigkeit und den Fleiß der verstorbenen Filmlegende. "Bereits seine ersten Filme waren sehr kultiviert und erzielten zugleich Besuchererfolge", sagte Menzel im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch Emil Kosturica studierte bei Vavra. "Falls ich etwas über den Film gelernt habe, dann von ihm", hatte der bosnische Regisseur im Juli in Prag gesagt.

Vavras bekanntestes Werk ist "Die Hexenjagd" von 1969 über Inquisition und Hexenverbrennungen im Böhmen des 17. Jahrhunderts. Der Streifen wurde bei Erscheinen als Kritik an den Schauprozessen und stalinistischen Säuberungen der 1950er Jahre interpretiert.

Vavra galt als Nestor des tschechoslowakischen Films, seine politische Anpassungsfähigkeit unter verschiedenen Regimen war aber keineswegs unumstritten. Im Kommunismus drehte er epochale, politisch instrumentalisierbare Historienfilme. Kritiker verweisen aber vor allem auf seine Tätigkeit in der Protektoratszeit, während der er in den 1930er und 40er Jahren unter anderem mit den Schauspielerinnen Lida Baarova und Adina Mandlova zusammenarbeitete. (APA)