Linz - Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich macht ab November bei ihren Ausschreibungen für größere Aufträge Frauenförderung zur Bedingung. Die öffentliche Auftragsvergabe sei nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein politisches Gestaltungsinstrument, hieß es in einer Presseaussendung am Freitag.
Konkret sei vorgesehen, bei Dienstleistungs-, Bau- und Rahmenlieferverträgen mit einem Volumen von über 40.000 Euro und einer Laufzeit von mehr als sechs Monaten Gleichstellungsmaßnahmen zu verlangen, hieß es. Die Vergabe erfolge nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, aber der Betrieb - sofern er mindestens 20 MitarbeiterInnen beschäftigt - müsse künftig innerhalb von sechs Monaten nach Zuschlag entsprechende Maßnahmen setzen, die er aus einem Katalog auswählen kann.
Interessierte BürgermeisterInnen
Die AK will außerdem Gemeinden unterstützen, die diesem Vorbild folgen möchten. "Wir haben bereits mehrere interessierte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gefunden und hoffen, noch im Herbst die erste Pilot-Gemeinde präsentieren zu können", ist Präsident Johann Kalliauer überzeugt. Die AK verweist auf Berlin, wo gleichstellungsfördernde Maßnahmen bereits seit zehn Jahren Bedingung für öffentliche Aufträge seien. Auch sei im Vorjahr ein vergleichbares Modell in Wien umgesetzt worden, an dem sich auch die AK mit ihrer künftigen Praxis orientiere.
Die SPÖ Oberösterreich fordere ebenfalls, dass das Land Aufträge und Wirtschaftsförderungen nur an Firmen vergibt, die sich zu innerbetrieblichen Gleichstellungsmaßnahmen verpflichten, und hat einen entsprechenden Antrag im Landtag eingebracht. "Mit einem Auftragsvolumen wie jenem des Landes Oberösterreich könnte viel bewegt werden", ist Kalliauer überzeugt.
Auf Bundesebene ist vorgesehen, bei Förderanträgen und öffentlichen Aufträgen verstärkt Gender Aspekte und Gleichstellungsinteressen zu berücksichtigen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte die entsprechende Strategie "Gender Mainstreaming" Anfang September im Ministerrat. Die Arbeiterkammer Österreich prüfe derzeit, ob auch hier die Vergabe großer Aufträge an Frauenförderung geknüpft werden kann, erklärte eine Sprecherin. (APA)