Wien - Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) will bis Anfang kommenden Jahres eine Gegenposition zu dem von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) geplanten Hochschulplan erarbeiten. Wie das neue ÖH-Vorsitzteam in seiner ersten Pressekonferenz am Freitag ankündigte, soll das Papier konkrete Reformmaßnahmen enthalten. Partizipation von Lehrenden und Studenten wird dabei groß geschrieben - "anders als bei Töchterle, der die immer gleichen Ideen ohne Einbindung der Betroffenen im stillen Kämmerchen abhandelt", so der stellvertretende ÖH-Vorsitzende Martin Schott (Fachschaftslisten).
Mit einer Viererkoalition aus Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS), dem Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ), den Fachschaftslisten (FLÖ) und der Fraktion Engagierter Studierender (FEST) sei der ÖH-Vorsitz "so breit aufgestellt wie noch nie", betonte ÖH-Vorsitzende Janine Wulz (GRAS). "Wir decken damit den gesamten Hochschulbereich, von Universitäten über Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen, ab" - dementsprechend biete sich damit die "Chance, mit großen Projekten wie diesem in die zweijährige Amtszeit zu starten".
"Forum Hochschule"
Bis Mitte Dezember soll ein erster Zwischenbericht vorliegen, Anfang 2012 das "Forum Hochschule" genannte Papier dann präsentiert werden. Geht es nach den ÖH-Vorsitzenden, könnte dieser "alternative Hochschulplan" daraufhin "direkt in Gesetzestext gegossen werden" - dem Ministerium schenke man quasi "einen aufgelegten Elfmeter", so Schott. Neben den zentralen Themen der fünf Arbeitsgruppen - Hochschulfinanzierung, Soziale Absicherung von Studierenden, Qualität der Lehre, Wissenschaft und Forschung sowie Hochschulorganisation und Governance - werde ein Fokus auf Frauenförderung sowie soziale Durchlässigkeit an den Universitäten gelegt.
Unterstützung holt sich die ÖH von "Experten aus allen Themengebieten", die damit den "drei Weisen", die vor knapp drei Wochen ein Expertenpapier zum Hochschulplan präsentierten, entgegengestellt werden. Auch die Sozialpartner sollen miteinbezogen werden. Vor allem die Studenten selbst sollen sich einbringen und unter forum.hochschule@oeh.ac.at voranmelden - "aber nicht verpflichtend, wir haben ja gesehen, dass das nicht funktioniert", meinte Angelika Gruber (VSStÖ).
Das "Forum Hochschule" baut auf den von der ÖH im Mai herausgegebenen Ideenband "Wessen Bildung? Beiträge und Positionen zur bildungspolitischen Debatte" auf und zielt u.a. auf eine Verbesserung der sozialen Situation der Studenten und die Erhöhung des Hochschulbudgets auf zwei Prozent des BIP ab. Die von Töchterle geplanten Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren seien "verkehrte Schlüsse" zur am Dienstag präsentierten OECD-Bildungsstudie, die Österreich zu wenige Hochschulabsolventen bescheinigt. "Noch immer ist der häufigste Grund für einen Studienabbruch ein finanzieller", so Schott. Die Auftaktveranstaltung zum "Forum Hochschule" findet am 19. Oktober in Form einer Podiumsdiskussion parallel zur Budgetrede von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) statt.(APA)