Die Saison begann furios, mit einem offenen Schlagabtausch zwischen dem regierenden Champion Green Bay und dem Vorgänger aus New Orleans. 76 Punkte, 876 Offensive Yards, davon sagenhafte 692 durch die Luft mit sechs Passing-Touchdowns und keiner einzigen Interception. Das Duell zwischen den beiden letzten Superbowl-MVPs Aaron Rodgers und Drew Brees entschied zwar nach Zahlen Brees für sich, das Spiel gewannen jedoch die Packers 42:34. Beide Defenses versprachen in Woche 2 dann aber wirklich aus den Trainingscamps nachzurücken, denn dieser Donnerstag war einer der offenen Türen. Bekömmlich als Starter.
Am Sonntag ging es dann so richtig los. Es war der 11. September und die NFL drückte im Rahmen von Gedenkfeierlichkeiten natürlich kräftig auf die Tränendrüse.
Zum Weinen war dann vor allem Steelers Quarterback Ben Roethlisberger zumute. Der produzierte gegen die Baltimore Ravens mit drei Picks und zwei Fumbles gleich fünf Turnovers. Die Sportkameraden Rashard Mendenhall und Melwelde Moore erhöhten den Fail-Index auf sieben Ballverluste. Die Ravens spazierten ein lockeres 35:7 nach Hause. Wobei Ray Rice (149 Offensive Yards, zwei Touchdowns) zwischenzeitlich schon schön hoch schaltete. Fast ein Wunder: es gab trotz der Fehler keinen einzigen Touchdown durch Baltimores Defensive. Ein feiner Spaß, für alle die die Steelers nicht so gerne mögen. Für Pittsburgh natürlich ein Katastrophenstart in die Saison, denn gegen einen Divisionsrivalen derart neben sich zu stehen, das muss erstmals verdaut werden.
Es kann nur einen geben
Peyton Manning sollte Liga MVP werden. Sie lesen richtig. Der ist verletzt, wird, wenn überhaupt, frühestens in einigen Wochen wieder spielen können und man sah jetzt erst wie wichtig der Mann ist, als er zum ersten Mal in seiner Profi-Karriere nicht spielen konnte. Die Indianapolis Colts holten Kerry Collins als Ersatz aus der Pension, was sich als keine allzu schlaue Idee erwies. Collins kennt die Offense der Colts nicht, was insofern kein Vorwurf ist, da sie außer Manning sowieso keiner kennt. So erschloss sich dem älteren Herrn die Summe seiner Möglichkeiten nicht, bis auf Reggie Wayne (Ha, den kenne ich noch!), sah er auch nicht, was sich da vor ihm alles abspielte und strampelte recht hilflos im seichten Wasser. Er hätte sich mit einem Touchdown-Pass und 197 geworfenen Yards fast noch ans Ufer gerettet, wenn zwei Fumbles ihn aber nicht schon vorher auf den Grund gezogen hätten. Die Houston Texans kamen, ähnlich wie Baltimore gegen Pittsburgh, zu einem viel zu einfachen 34:7-Erfolg.
Durchaus Überraschungen
Die Buffalo Bills, diese sympathischen, mehrfachen Fast-Superbowl-Gewinner aus den frühen 90er-Jahren (91-94 jeweils im Finale verloren gegen Giants, Redskins und zwei Mal Cowboys), die zeigten, dass sie Spiele wieder hoch gewinnen können. Zwar nur gegen Kansas City, aber beim 41:7-Upset sah vor allem Quarterback Ryan Fitzpatrick (hatte den wer auf der Rechnung?) mit vier Touchdown-Pässen so richtig gut aus. Womöglich nur ein Strohfeuer aus dem Norden, aber zumindest mal ein Zeichen: Hallo, uns Bills gibt es auch noch!
Die im Vorfeld als Mitfavoriten angepriesenen Atlanta Falcons holten sich im windigen Chicago einen veritablen Schnupfen. NFL-Bashing-Opfer Nummer 1, Bears Quarterback Jay Cutler, konnte nach dem 30:12-Heimerfolg wieder lachen, denn er hat Matt Forte. 158 Offensive Yards plus ein Touchdown und wenn Urgestein Brian Urlacher einen Fumble von Atlanta Spielmacher Matt Ryan noch für sechs Punkte retourniert, dann ist in Illinois die Welt wieder in Ordnung. Zumindest bis zur Woche 2.
Erwähnenswert auch das Duell zweier Geheimfavoriten. Die Detroit Lions schlugen in einem der besseren Spiele der ersten Runde in Tampa die Buccaneers 27:20. Die Bucs hatten dabei massive personelle Problemen ihr Laufspiel betreffend. LaGarrette Blount angeschlagen mit nur fünf Carries, Backup Earnest Graham ist mit 31 Jahren dort, wo viele Runningbacks in dem Alter sind. Nämlich entweder nicht mehr in der NFL oder bei zwei Yards Raumgewinn pro Laufversuch im Schnitt. Ausnahmen bestätigen die Regel. So hätte es alleine Quarterback Josh Freeman richten sollen, der auch Leading Rusher war. Auf Seite Detroits sah man das, was man erwarten konnte. Quarterback Matthew Stafford ist in seinem dritten Jahr und hinterließ vergangenen Saison zwischenzeitlich schon einen guten Eindruck. 305 Yards, drei Touchdowns und nur eine Interception, dazu funktioniert bei den Lions auch das Laufspiel prächtig - in Detroit darf man sich Hoffnungen auf die beste Saison seit Jahrzehnten machen.
Rookies und Rekorde
Cam Newton (Carolina) passte als erster Rookie bei einem NFL-Opener für mehr als 400 Yards, erzielte dabei auch noch drei Touchdowns. Die Panthers unterlagen Arizona trotz der herausragenden Leistung des jungen Quarterbacks mit 21:28. Packers Rookie Randall Cobb fing bei der eingangs erwähnten Saisoneröffnung nicht nur einen Touchdown, sondern retournierte auch noch einen Kickoff der Saints für 108 Yards zum Touchdown = geteilter NFL-Rekord. Kein Rookie mehr ist Kicker Sebastian Janikowski, der ebenfalls einen Rekord egalisierte. Über 63 Yards weit platzierte er das Schweinsleder durch die dünne Luft des Mile High Stadions zwischen den Uprights. Denver verlor mit drei Punkten Unterschied, was noch ein Nachspiel haben sollte und womit wir beim Montag sind.
Es war das Debüt von John Fox als Denver Headcoach und der mag angeblich den College-Halbheiligen Tim Tebow nicht allzu gern. Im zweiten NFL-Jahr hofften viele Tebow als Starter sehen zu können, doch Fox gab Kyle Orton den Vorzug, stellte Tebow in der Depth Chart gar noch hinter Brady Quinn in der Preseason auf. Als sich die Niederlage abzeichnete, schallten unüberhörbare Tebow-Rufe von den Rängen. Fangruppen wollen nun Rollingboards mieten, um dem neuen Trainer so mitzuteilen, wer ihrer Meinung nach hinter dem Center spielen sollte. Der Klub will - no na - diese ihnen nicht für solche Zwecke verkaufen. Tebow, der sich in der Situation völlig ruhig verhält (besser ist es), polarisiert aber auch ganz schön. Zwischendurch mal militanter Abtreibungsgegner ist er für die einen der kommende Jedi, für andere nur der Ober-WASP unter allen WASPs, der besser in einer Kirche, als auf einem Spielfeld aufgehoben wäre.
Brady sieht Fehler
Montagnacht gehörte aber in erster Linie einem Mann: Tom Brady. 517 Passing Yards und vier Touchdowns beim 38:24-Sieg bei den Miami Dolphins. Ein klares Statement von New England zum Auftakt: Zur Superbowl? Bitte hier vorbei. Brady nach dem Spiel im Flash-Interview: „Wir müssen unsere Fehler minimieren". So ist das also. Ob er damit seine Interception gemeint hat, das einzige Turnover der Patriots in dem Spiel? Jedenfalls kann man für den Gemütszustand Roethlisbergers nur hoffen, dass er das Interview nicht gesehen hat. Ansonsten konnte Freund und Feind der Patriots nur darüber staunen, wie diese Offense im ersten Spiel agiert hat.
Brady auf PULS 4
Womit wir zum Abschluss zur Eigenwerbung kommen. Das erste Spiel auf PULS 4 - die Giants bei den Redskins - (hier im Blogeintrag gar nicht erwähnt) begann zäh, wurde dann aber langsam besser. Wobei ich von großer Qualität nicht sprechen mag, aber es hat zumindest einen gewissen Unterhaltungswert, wenn sogar ein Rex Grossmann die Giants-Passverteidigung zerlegt. Huhn, blind, Korn. Behaupte ich frech. Beide Teams werden in der Form die Playoffs vor den TV-Schirmen miterleben.
Am kommenden Sonntag sollte es dann doch weit mehr Action und Klasse geben. Die New England Patriots empfangen die San Diego Chargers. Zwei hochkarätige Angriffsreihen und zwei vielleicht nicht ganz so starke Secondarys versprechen viel Luftverkehr. PULS 4 steigt direkt um 22:15 zum Kickoff ein, Michael Eschlböck und meine Wenigkeit führen sie durch den Abend. (derStandard.at - 16.9. 2011)
NFL Woche 1 - Alle Ergebnisse:
Green Bay PackersNew Orleans Saints 42 : 34
Chicago BearsAtlanta Falcons 30 : 12
Houston TexansIndianapolis Colts 34 : 7
Kansas City ChiefsBuffalo Bills 7 : 41
Jacksonville JaguarsTennessee Titans 16 : 14
Cleveland BrownsCincinnati Bengals 17 : 27
St. Louis RamsPhiladelphia Eagles 13 : 31
Baltimore RavensPittsburgh Steelers 35 : 7
Tampa Bay BuccaneersDetroit Lions 20 : 27
San Diego ChargersMinnesota Vikings 24 : 17
San Francisco 49ersSeattle Seahawks 33 : 17
Washington RedskinsNew York Giants 28 : 14
Arizona CardinalsCarolina Panthers 28 : 21
New York JetsDallas Cowboys 27 : 24
Miami DolphinsNew England Patriots 24 : 38
Denver BroncosOakland Raiders 20 : 23