Wenn der palästinensische September in den arabischen Frühling fällt, sind Turbulenzen angesagt. Zur Frage, wie man der verfahrenen Lage in der Uno in New York, wo sich die Palästinenser nächste Woche um eine Staatsanerkennung über die Vollmitgliedschaft bemühen wollen, doch noch einen konstruktiven Dreh geben kann, kommt die Angst vor einer Destabilisierung der politischen Beziehungen im ganzen Nahen Osten.
"Eine Geschichte des kollektiven Missmanagements" nennt ein aktueller Bericht der "International Crisis Group" den Weg der Palästinenser in die Uno. Noch vor wenigen Monaten waren auch Nahostbeobachter, denen man keine Israel-Feindlichkeit vorwerfen kann, der Meinung, das Fait accompli eines Palästinenserstaates, in der Uno - ohne sofortige direkte praktische Auswirkungen - auf den Weg gebracht, könnte eine neue Dynamik in den festgefahrenen Friedensprozess bringen. Unprofessionalität von palästinensischer, Hysterie von israelischer und Hilflosigkeit von internationaler Seite - und das alles in einem neuen arabischen Umfeld - haben seitdem die potenziell ohnehin nicht ungefährliche Idee der Palästinenser zu einer waghalsigen Unternehmung gemacht.
Die EU sucht nach Kompromissen für die letzte Sekunde. Sie kann den Palästinensern für den Fall, dass sie "brav" sind, jedoch nichts anbieten. Das kann im Grunde nur Israel, aber von dort ist schon gar nichts zu erwarten. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2011)