La Paz - Ein musikalischer Schatz ist in Bolivien gerettet worden. Insgesamt 1.154 Partituren indianischer Barockmusik aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden von einem internationalen Forscherteam in verschiedenen Archiven gefunden.

Unter der Leitung des polnischen Musikologen Piotr Nawrot wurde ein dreibändiger Katalog der Musikwerke zusammengestellt, der diese Woche in La Paz vorgestellt wurde, berichtete die Zeitung "Pagina Siete". Die Partituren von Psalmen, Messen, Motetten und Sonaten waren größtenteils nur als Fragmente auffindbar. "Wir mussten Werke anhand von Papierfetzen entziffern, wenn wir Glück hatten, fanden wir ganze Seiten", erklärte Nawrot. Die Existenz mehrfacher Kopien in verschiedenen Archiven in Moxos, Sucre und La Paz, aber auch in Argentinien, Peru, Chile, Spanien und der Schweiz, ermöglichte die Rekonstruktion der Partituren in einer Puzzlearbeit.

Unter den europäischen Komponisten, die Einfluss auf die amerikanische Barockmusik hatten, zählt Bachs Zeitgenosse Johann Valentin Rathgeber (1682-1750), sagte Nawrot. Es gebe Werke der bolivianischen Jesuiten-Missionen, die Transkriptionen von Rathbergers Werken seien.

In den südamerikanischen Missionen spielten Patres und Indianer zusammen zu Messe und Freizeit. Ein Großteil der Musik wurde an Ort und Stelle komponiert. Nach der Ausweisung der Jesuiten aus den spanischen Kolonien in Amerika 1767 wurde die musikalische Tradition von der Indianerbevölkerung fortgeführt. Viele Werke des Moxos-Archivs stammen von Nachkommen der von den Jesuiten ausgebildeten lokalen Musiker. Alle zwei Jahre findet in Santa Cruz de la Sierra und den früheren Jesuiten-Missionen von Chiquitos und Moxos unter der Leitung Nawrots das Internationale Festival Amerikanischer Barockmusik statt. (APA)