Minsk - Im Prozess um den Anschlag auf die U-Bahn in der weißrussischen Hauptstadt Minsk hat einer der beiden Angeklagten sein Geständnis widerrufen. Er habe die Aussage, die seinen Freund aus Kindertagen belastet habe, "unter Druck" bei der Polizei gemacht, sagte einer der beiden 25-jährigen Männer am Freitag vor Gericht. "Ich hatte Angst, getötet zu werden", erklärte er. Er habe gehört, dass sein Freund, der als mutmaßlicher Drahtzieher des Sprengstoffsanschlags gilt, bei mindestens einer Vernehmung geschlagen worden sei. Die staatlichen Medien in Weißrussland berichteten nicht über das zurückgezogene Geständnis.

Die beiden Angeklagten sollen am 11. April den Anschlag auf eine U-Bahnstation nahe der Residenz von Präsident Alexander Lukaschenko in Minsk verübt haben, bei dem 15 Menschen starben und mehr als 20 weitere verletzt wurden. Das Attentat war der schwerste Terroranschlag in Weißrussland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die beiden Angeklagten werden zudem für zwei Bombenanschläge 2008 und 2005 verantwortlich gemacht, bei denen es jedoch keine Todesopfer gab. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe.

Weißrussland ist das letzte Land in Europa, dass die Todesstrafe noch vollstreckt. Die letzte Hinrichtung fand im März 2010 statt. Damals wurden zwei Männer erschossen, die zuvor für einen Mord verurteilt worden waren. (APA)