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Immer in Überzahl: Wallabies-Halfback Will Genia kommt nicht weit.

Foto: APA/EPA/Hunt

Auckland - Irland hat die Rugby-Welt ein bisschen auf den Kopf gestellt, zumindest für einen Tag. Mit einer seiner beeindruckendsten Darbietungen bei Weltmeisterschaften bezwang nämlich das Rugby-Nationalteam von der Grünen Insel Australien bei den Titelkämpfen in Neuseeland mit 15:6 (6:6). In einem Match ohne Tries dominierten die routinierten Iren, die mit einem Schnitt von 28 Jahren die älteste Mannschaft des Turniers stellen, die Wallabies in einer nicht für möglich gehaltenen Manier. 

Das irische Scrum marschierte gegen den als Mitfavoriten auf den Titel hochgehandelten Tri-Nations-Sieger unaufhaltsam, die Forwards kontrollierten das Geschehen in allen Aspekten. Den Australiern blieb keine Sekunde Luft, um ihre Gefährlichkeit im offenen Spiel unter Beweis zu stellen. Kein Zufall, dass mit dem hervorragenden Cian Healy der Loosehead des irischen Pakets zum Man of the Match gewählt wurde. Ohne Fluss, ohne Rhythmus, ohne Versuch: so hat man die Wallabies schon lange nicht mehr gesehen. "Irland war sehr effektiv", musste Australiens Coach Robbie Deans zugeben. Fünf Penalties gegen sein Team waren das kostspielige Resultat der eklatanten Unterlegenheit seiner Mannschaft im Scrummaging.

Das Spiel der Gruppe C hatte aufgrund der Auslosung große Bedeutung für die weitere Entwicklung des gesamten Turniers. Dem zweitplatzierten des Pools droht im Viertelfinale ein Vergleich mit dem Sieger aus Gruppe D - und der heißt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Südafrika, das ebenfalls am Samstag Fiji mit 49:3 demolierte. Für Iren und Australier galt es also, mit allen Mitteln einen Sieg anzustreben.

Am Ende waren es die Europäer, denen das auch gelang. Je zwei Penalties von Ronan O'Gara und Jonathan Sexton, der auch noch ein Dropgoal erzielte, sorgten für die notwendigen Punkte. Ein derart kompakter Auftritt der Mannschaft von Trainer Declan Kidney war nicht zu erwarten gewesen. Nach einer Niederlagenserie mit vielen Verletzten in den sommerlichen Vorbereitungsspielen, kamen ernste Zweifel über die Leistungsfähigkeit der Iren in Umlauf. Doch nun konnte Kidney zufrieden bilanzieren: "Ich bin erfreut, wie wir heute unser Geschäft erledigt haben. Wir waren ihnen im Offensivbereich über. Irgendwann reicht es dir auch einmal mit dem Verlieren." Mit letzterem hakte Kidney das Faktum ab, dass Irland alle bisherigen vier WM-Vergleiche gegen die Australier hatten verloren geben müssen.

Im regnerischen Eden Park wurden 58.000 Zuschauer diesmal jedoch Zeugen einer beeindruckenden physischen Dominanz der Grünen, die mit unstillbarer Leidenschaft im Breakdown dem Gegner nach der Pause keinen einzigen Punktgewinn mehr gestatteten, selbst jedoch immer wieder Geländegewinn erarbeiten konnten. O'Gara sorgte mit einem erfolgreichen Penaltykick zehn Minuten vor Schluss die Vorentscheidung, als er die Führung seines Teams auf neun Punkte ausbaute. Die Australier versuchten danach verzweifelt, das Unmögliche - zwei Tries wären nötig gewesen, um die Partie noch zu retten. Doch die irische Verteidigung hielt bis zum Ende dicht.

"Wir konnten den Ball nicht lange genug halten und unseren Backs keine Plattform bieten", verzweifelte Wallabies-Kapitän James Hornill. Ganz anders indessen die Gemütsverfassung von Irland-Skipper Brian O'Driscoll : "Wir wussen, dass wir so eine Leistung drin hatten. Aber der Job ist erst zur Hälfte gemacht. Wir haben noch zwei Gruppenspiele." Da dort die Gegner mit Italien und Russland aber alles andere als unüberwindliche Hürden darstellen, ist ein Gruppensieg der Iren nun sehr wahrscheinlich geworden - und damit ein Viertelfinale gegen Wales, Fiji oder Samoa.

Sollten die Australier ein Viertelfinal-Treffen mit Südafrika überstehen, dürfen sie sich wohl auf ein Halbfinale mit den neuseeländischen All Blacks freuen. Gute Nachrichten  für Frankreich und England, denen Auseinandersetzungen mit den Süd-Größen nun wohl erst einmal erspart bleiben. (Michael Robausch)

ERGEBNISSE:

Gruppe C
Irland - Australien 15:6 (6:6)

Australien - Penalties: James O'Connor (2).

Irland - Penalties: Jonathan Sexton (2), Ronan O'Gara (2). Drop goal: Sexton.

Gruppe D
Südafrika - Fiji 49:3 (21:3)

Südafrika - Tries: Gurthro Steenkamp, Jaque Fourie, Frans Steyn, Morne Steyn, Tendai Mtawarira, Danie Rossouw; Conversions: Morne Steyn (5); Penalties: Frans Steyn, Morne Steyn (2);

Fiji - Penalty: Seremaia Bai

Gruppe B
Argentinien - Rumänien 43:8 (26:8)

Argentinien - Tries: Santiago Fernandez, Juan Manuel Leguizamon, Juan Figallo, Lucas Gonzalez Amorosino, Juan Jose Imhoff, Genaro Fessia. Penalty: Martin Rodriguez: Conversions: Rodriguez (5).

Rumänien - Try: Ionel Cazan. Penalty: Ionut Dimofte.