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Weltweit wird gegen die Gewalt in Syrien protestiert. Hier in Jordanien.

Foto: Mohammad Hannon/AP/dapd

Damaskus/Beirut - Die syrischen Streitkräfte sind am Samstag gegen Oppositionelle in der nordöstlichen Stadt Deir al-Zor vorgegangen. Im Stadtviertel Al-Jura seien Explosionen und Schüsse zu hören gewesen, berichtete ein syrischer Exil-Aktivist in Beirut unter Berufung auf Gewährsleute in Deir al-Zor. Rund 20 Personen seien festgenommen worden, fügte er hinzu. Die Zahl der am Vortag von Sicherheitskräften getöteten Syrer stieg am Samstag von 47 auf 50. Drei Demonstranten seien ihren schweren Verletzungen erlegen, hieß es in syrischen Oppositionskreisen. Am Freitag hatten erneut Tausende Syrer für den Rücktritt von Präsident Bashar al-Assad demonstriert.

Die Angaben zu den Opfern lassen sich wegen der vom Regime verhängten Medienblockade nicht überprüfen. Nach Informationen der Vereinten Nationen wurden seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime in diesem März 2600 Menschen getötet, die meisten von ihnen friedliche Demonstranten.

Um Schutz gebeten

Bewohner des nordlibanesischen Grenzbezirks Akkar baten die libanesischen Streitkräfte, sie vor Übergriffen des syrischen Militärs zu schützen. In den vergangenen Tagen war es mehrfach zu Grenzzwischenfällen gekommen, als syrische Soldaten syrische Zivilisten über die Grenze in den Libanon verfolgten. Bei einem dieser Übergriffe war ein libanesischer Dorfbewohner angeschossen worden. Ein libanesisches Militärfahrzeug soll andernorts durch Schüsse aus Syrien beschädigt worden sein.

Die Unruhen in Syrien haben auch im Libanon schwere Auseinandersetzungen zur Folge. Vor allem in Tripoli, der zweitgrößten libanesischen Stadt, war es nach der Auslieferung syrischer islamistischer Flüchtlinge an Syrien zu Zusammenstößen zwischen Sunniten und pro-syrischen Alawiten gekommen. Die libanesische Armee hatte nach Angaben von Menschenrechtsgruppen auch geflüchtete syrische Soldaten ausgeliefert, die sich geweigert haben sollen, auf Demonstranten zu schießen.

"Zedernrevolution"

Syrien hatte seine Truppen 2005 nach 29-jähriger Präsenz aus dem Libanon abgezogen, nachdem es dort zur "Zedernrevolution" gekommen war. Diese war durch den Mord an dem libanesischen Spitzenpolitiker und Ex-Premier Rafik Hariri ausgelöst worden, für den ursprünglich syrische Geheimdienstkreise als Drahtzieher verantwortlich gemacht worden waren. Dem Terroranschlag in Beirut waren neben Hariri 22 weitere Personen zum Opfer gefallen. Das von den Vereinten Nationen eingesetzte Sondertribunal zur Aufklärung des Hariri-Mordes hat mittlerweile gegen vier Mitglieder der schiitischen Hisbollah Anklage erhoben.

Seit 1991 besteht ein Freundschafts- und Beistandspakt zwischen Damaskus und Beirut, dessen Überarbeitung von den syrienkritischen Kräften im Libanon immer wieder gefordert wird. Auch das Schicksal von rund tausend verschwundenen Libanesen, die in syrischer Haft vermutet werden, wartet auf Aufklärung. (APA)