Tunis - Aus Protest gegen ihre erneute Abweisung als Lehrer haben fünf Tunesier versucht, sich öffentlich zu erhängen. Wie Augenzeugen und örtliche Beamte am Samstag berichteten, waren die etwa 40 Jahre alten Männer zuvor bei einem Einstellungstest für angehende Lehrer in der Stadt Kasserine abgewiesen worden.
Nach einem mehrtägigen Sitzstreik vor dem örtlichen Sitz des Bildungsministeriums bauten sie sich eine Leiter und hängten sich auf. Sie wurden von Passanten auf dem Vorplatz des Ministeriumsgebäudes gerettet und ins Krankenhaus gebracht.
„Das war ein Akt der Verzweiflung", sagte der Beamte Rachid Jabbari der Nachrichtenagentur AFP. „Das war das erste Auswahlverfahren seit der Revolution und zugleich ihre letzte Chance". Jahrelang hätten die Männer bei keinem einzigen Einstellungsverfahren punkten können, aber auch keine andere Arbeit gefunden.
Vor dem Ende der Regierung des langjährigen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali war allgemein bekannt, dass es bei den Auswahlverfahren für Staatsbedienstete selten gerecht zuging. Ausgelöst wurde der Umsturz Mitte Jänner von der Selbstverbrennung eines jungen Straßenverkäufers einen Monat zuvor aus Protest gegen die Beschlagnahme seiner Ware.
Seit der Revolte ist die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen: Lag sie im vergangenen Jahr bei 14 Prozent, erreichte sie in diesem Juli 19 Prozent. Grund sind neben den rund 80.000 Neuzugängen aus der Universität auf dem Arbeitsmarkt die Rückkehr von mehr als 30.000 Gastarbeitern aus Libyen. Die Übergangsregierung versucht mit kurzfristigen Beschäftigungsprogrammen gegenzusteuern. (APA)