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Wieviele Todesopfer ein starkes Erdbeben in Indien gefordert hat, ist noch nicht klar.

Foto: REUTERS/Navesh Chitrakar

Das Epizentrum im Grenzgebiet zwischen Indien und Nepal

Karte: Stepmap

Gangtok - Nach dem Erdbeben in der Himalaya-Region ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 83 gestiegen. Allein im nordöstlichen indischen Bundesstaat Sikkim kamen nach Behördenangaben vom Dienstag mindestens 50 Menschen ums Leben. Weitere Opfer wurden aus den benachbarten Staaten Bihar und Westbengalen sowie aus Nepal und der chinesischen Region Tibet gemeldet.

Erdrutsche, heftige Monsun-Regenfälle und zusammengebrochene Telefonnetze erschwerten die Arbeit der Rettungsdienste. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatte das Beben am Sonntagabend eine Stärke von 6,9. Das Epizentrum lag in einer abgelegenen Region zwischen dem nordöstlichen indischen Bundesstaat Sikkim und Nepal im Himalaya. Die schweren Erdstöße waren bis in die mehr als tausend Kilometer entfernte indische Hauptstadt Neu Delhi zu spüren.

Regionalhauptstadt von Außenwelt abgeschnitten

Die meisten Todesopfer gab es im indischen Bundesstaat Sikkim, wo 50 Menschen starben. Die Hauptstadt Gangtok war am Montag weiter von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem Erdrutsche die einzige befahrbare Hauptzugangsstraße verschüttet hatten. Wegen heftiger Regenfälle und einer niedrigen Wolkendecke konnten Hubschrauber nicht fliegen, die Rettungskräfte konnten nicht nach Gangtok gelangen. "Unsere Rettungsteams sitzen fest" sagte Katastrophenschutz-Sprecher Surendra Ahlawat. "Die Bedingungen sind schrecklich." Mehr als 5.000 Soldaten waren im Einsatz, um die Straßenverbindungen nach Gangtok und weiter nördlich in Richtung des Epizentrums wieder herzustellen.

Mehr als hundert Menschen wurden in Gangtok durch Erdrutsche, herabfallende Trümmer und einstürzende Gebäude verletzt. Tausende Bewohner verbrachten die Nacht aus Angst vor Nachbeben im Freien. "Die Leute sind sehr besorgt und angespannt", berichtete die Bewohnerin Indira Singh. "Fast alle sind auf den Straßen, weil sie Angst vor einem weiteren Beben haben." Durch den Erdstoß wurden Stromkabel unterbrochen, weite Teile von Sikkim waren ohne Strom, auch die Telefonverbindungen brachen zusammen.

Mauereinsturz in britischer Botschaft

In Indiens Nachbarstaat Nepal gab es mindestens sechs Todesopfer, drei davon beim Einsturz einer Mauer an der britischen Botschaft in der Hauptstadt Kathmandu. Eine Haushaltsdebatte des nepalesischen Parlaments wurde unterbrochen, Abgeordnete stürzten in Panik aus dem schwankenden Gebäude. Mehr als 60 Menschen wurden nach Angaben der nepalesischen Polizei bei dem Beben verletzt. Mindestens sieben Tote gab es laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in Tibet. Weitere 22 Menschen seien dort bei dem Erdstoß verletzt worden.

Indiens sieben nordöstliche Bundesstaaten sind nur über einen schmalen Korridor mit dem Rest des Landes verbunden. In der Region ereignen sich häufig Erdbeben. Sikkim ist der am dünnsten besiedelte indische Bundesstaat. (APA)