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Studentenprotest in Sanaa
Sanaa - In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa haben Sicherheitskräfte bei Protesten gegen Präsident Ali Abdallah Saleh am Sonntag mindestens 26 Menschen getötet. Nach Angaben von Ärzten eröffneten die Beamten das Feuer, um zehntausende Demonstranten auseinanderzutreiben. Etwa 500 Menschen wurden demnach durch Schüsse oder Granatensplitter verletzt, 25 von ihnen waren in einem kritischen Zustand.
Neben Schusswaffen setzten die Sicherheitskräfte den Ärzten zufolge auch Wasserwerfer und Tränengas ein. In zwei Krankenhäusern wurde der Tod von insgesamt 26 Demonstranten festgestellt. Zahlreiche weitere Demonstranten litten wegen des Tränengases unter Atembeschwerden. Unter den lebensgefährlich Verletzten waren nach Angaben eines Arztes auch Mohammed Al-Dhaheri, ein Politologe und Mitglied des oppositionellen Nationalrats, sowie ein ranghoher Politiker der oppositionellen islamistischen Al-Islah-Partei, Ahmed Al-Kumairi.
Nach Angaben von Augenzeugen wurde die Präsenz der Sicherheitskräfte um den "Platz des Wandels" in Sanaa, wo die Proteste stattfanden, verstärkt. Zwischen oppositionellen Soldaten der ersten Panzerbrigade und regierungstreuen Sicherheitskräften habe es Schusswechsel gegeben.
Das Innenministerium beschuldigte die Demonstranten, vier Sicherheitskräfte durch das Werfen von Brandbomben auf Stromgeneratoren verletzt zu haben. Zudem hätten die Demonstranten ein Polizeiauto und ein Löschfahrzeug angezündet.
Universität besetzt
Die Universität der Hauptstadt Sanaa ist seit Samstag besetzt. Die Protestierenden wollen den Unterrichtsbeginn verhindern, solange Präsident Saleh nicht zurücktritt.
Auch in anderen Städten des Jemen gab es große Demonstrationen: In den drei südlichen Städten Taes, Ibb und Dhammar sowie im nordjemenitischen Saada gingen zahlreiche Menschen gegen die Gewalt auf die Straße. Augenzeugen zufolge ging die Polizei am Sonntag in Taes, der zweitgrößten Stadt des Landes, mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Saleh ist seit 1978 an der Macht und sieht sich seit Jahresbeginn einer Protestbewegung gegenüber. Der Präsident erholt sich derzeit in Saudi-Arabien von den Verletzungen eines Anschlags auf seinen Palast. Vergangene Woche beauftragte er seinen Stellvertreter, mit der Opposition über eine Machtübergabe zu verhandeln. (red/APA)