Damit wir es nicht vergessen: Die türkische Regierung wird nächstes Jahr im Sommer ihre Beziehungen zur EU "einfrieren" - wie auch immer das aussehen mag -, sollte es bis dahin keine konkreten Ergebnisse zur Überwindung der Teilung auf Zypern geben. Nächstes Jahr im Juli wird die Republik Zypern die EU-Präsidentschaft übernehmen, doch der EU-Beitrittskandidat Türkei erkennt das EU-Mitglied Zypern nicht an. Man sieht schon, hier läuft etwas grundfalsch.

Ankara multipliziert in diesen Tagen die Krisen in der östlichen Ecke des Mittelmeers und fügt seine Streitereien den Konflikten hinzu, welche die Region ohnehin belasten - die gewalttätige Niederschlagung des Aufstands in Syrien, die politische Dauerkrise im Libanon, der israelisch-palästinensische Dauerkonflikt. Vor zwei Monaten drohte der türkische Außenminister mit dem Eisbeutel, weil er Fortschritte auf Zypern erzwingen wollte, wo die türkische Armee seit 37 Jahren sitzt. Jetzt sind es Probebohrungen in einem Gasfeld vor Zypern, die Ankara missfallen.

"Achsen" werden nun gebildet - die türkisch-ägyptische noch ganz neu nach dem Besuch des türkischen Premiers in Kairo, die israelisch-zypriotisch-griechische mit Militär- und Wirtschaftsabkommen. Die Sprachrohre des islamischen Predigers Fethullah Gülen in den türkischen Medien werben nun für Abrüstung und Dialog. Gut möglich, dass er die Kanonenbootpolitik der Regierung etwas besänftigt. (DER STANDARD-Printausgabe, 19.9.2011)