Wien - Die Auseinandersetzung zwischen der Tageszeitung "Österreich" und "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter um eine angeblich geplante Beratertätigkeit der früheren Agentur Brandstätters für die ÖBB ist am Sonntagnachmittag in eine weitere Runde gegangen. "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner und Brandstätter erhoben weitere Vorwürfe gegeneinander.
"Internes Papier" für PR-Agentur Ecker
Nachdem Brandstätter behauptet hatte, seine frühere Firma Business Communications (BBC) habe den ÖBB nie Lobbying angeboten, zitierte Fellner in einer Aussendung den Wortlaut des "Beratungs-Angebotes", über das "Österreich" auch in seiner Montag-Ausgabe berichtet. Das Angebot stamme vom 5. März 2010 und sei von Brandstätter selbst verfasst und in seinem Namen ausgefertigt. Demnach habe Brandstätter den ÖBB angeboten, das Gespräch mit ÖVP-Politikern zu suchen. Konkret nennt er laut "Österreich" folgende Namen, mit denen er Gespräche führen wolle: "Michael Ikrath, Peter Haubner, Christine Tamandl, Johann Rädler, Fritz Kaltenegger, Reinhold Lopatka, Christoph Leitl, Erwin Pröll, Josef Pühringer und Hermann Schützenhöfer." Dem Angebot sei ein detaillierter Kostenvoranschlag beigefügt. Darin sei "für Kommunikationsberatung und Lobbying für die ÖBB laut Beilage" ein "monatliches Betreuungspauschale von Euro 12.000,-/Monat" gefordert worden. Der Vertrag sollte von 1. März 2010 bis November 2010 über einen "Zeitraum von 9 Monaten" und somit über insgesamt 108.000 Euro laufen.
Brandstätter erklärte dazu, es habe ein "internes Papier" seiner Agentur gegeben, in dem es um Lobbying für die ÖBB gegangen sei. Das habe er an Dietmar Ecker weiter geschickt, mit dessen PR-Agentur er damals zusammengearbeitet habe. Dies sei am 5. März 2010 geschehen und damit lange vor seiner Zeit beim "Kurier". Die Agentur Ecker war damals jene, die die ÖBB betreut hat. ÖBB-Kommunikationschefin Christin Hanusch-Linser erklärte dazu, "es ist kein Angebot an die ÖBB gerichtet worden." Der "Kurier"-Chefredakteur betonte weiters, dass er sein als Berater erworbenes Wissen als Journalist jetzt nicht einsetze. Er habe damals auch staatsnahe Unternehmen beraten, "aber ich trenne das."
Zu den von Brandstätter angeführten erfolgreichen Klagen stellt "Österreich" in der Aussendung fest, dass es "kein einziges Gerichtsurteil" gebe, das "Österreich" in irgendeiner Form eine Berichterstattung über die Beratungstätigkeiten Brandstätters verbieten würde. Weder gebe es ein Gerichtsurteil, das auf die Beratungstätigkeit Brandstätters für Ex-Botschafter Aliyev noch auf seine Kooperationen mit Ex-Innenminister Ernst Strasser Bezug nehme. Das wiederum wies Brandstätter als Unwahrheit zurück und legte eine von "Österreich" am 17. Juni abgedruckte "Gegendarstellung" vor. (APA)