Berlin - "Das wird ein Sprung ins kalte Wasser, Landespolitik ist Neuland für uns", ahnt Fabio Reinhardt von der Berliner Piratenpartei. Die junge Partei, deren Berliner Landesverband erst 2006 gegründet wurde, schaffte bei der Wahl in Berlin den Einzug ins Abgeordnetenhaus und ist somit zum ersten Mal in einem deutschen Landtag vertreten.
Ursprünglich taten sich die Piraten zusammen, um für grenzenlose Freiheit im Internet zu kämpfen (gegen Internetsperren und für den freien Austausch von Daten). Als das Interesse an der Partei immer größer wurde und sie zur Landtagswahl in Berlin antrat, verpasste sie sich auch ein 51-seitiges Parteiprogramm, bekennt aber freimütig, nicht für alle Probleme auch sofort eine Lösung zu haben.
In Deutschland hat die Piratenpartei 12.000 Mitglieder, in Berlin sind es mehr als 1000, das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren. Politologen gehen davon aus, dass die Piraten den Grünen einige Wähler abspenstig machen konnten. Ihre Wahlkampagne mit dem Slogan "Klar zum Ändern" inklusive Floßfahrten auf der Spree erinnert an die freche Anfangszeit der Ökopartei. 14 der 15 Kandidaten auf der Berliner Piraten-Liste sind übrigens männlich. (bau, STANDARD-Printausgabe, 19.9.2011)