Graz - Mit einem Umsatz von 401 Mio. Euro konnte der Grazer Motorenentwickler AVL-List durch Wachstum und Akquisition 2002 einen Rekordumsatz erzielen, der über den Werten von vor dem Verkauf der Medizintechnik-Sparte an Roche 2000 zu liegen kam. Wie AVL-Chef Helmut List am Mittwoch im APA-Gespräch sagte, rechne er für heuer mit einem Wachstum von 5 bis 10 Prozent für die Gruppe. Nach der Konzentration auf die Kernkompetenzen im automotiven Bereich gelte es nun durch weltweiten Einkauf sowie die Übernahme von "Turn key-Projekten" den Wettbewerbsvorteil zu sichern.

Das Umsatzplus gegenüber 2001 (335 Mio. Euro) ist laut List zu zwei Drittel auf Akquisitionen und zu einem Drittel auf Zuwächse im operativen Geschäft zurückzuführen. Exportanteil und F&E-Anteil blieben mit 96 bzw. 10 Prozent in etwa gleich. Ertragszahlen werden von der AVL traditionell nicht bekannt gegeben. Der Mitarbeiterstand blieb 2002 am Standort Graz mit 1.400 konstant, im Konzern wuchs er auf 2.850 (nach 2.300). Für das laufende Jahr ist ein leichter Ausbau vorgesehen.

Preisdruck gespürt

Nach den Worten von AVL-Chef List habe das Unternehmen im vergangenen Jahr und auch heuer sehr wohl das wirtschaftliche Umfeld und den damit verbundenen Preisdruck gespürt. Zusätzlich zu den Bemühungen, die Gemeinkosten zu senken, sei man dabei, den Nachteil des starken Euro durch "global sourcing" abzufangen, d.h. Teile der Wertschöpfung in Weichwährungsländer zu verlagern, etwa über in China und Indien gegründeten Technical Centers. Das entspreche auch dem Anspruch, möglichst nah am Kunden zu sein. Hier spielten auch die angestammten heimischen Lieferanten mit. Engineering-Leistungen werden vermehrt in den östlichen und südöstlichen Nachbarländern zugekauft, so zum Beispiel mathematische Simulationsmodelle in Zagreb oder Komponenten für die Prüfstandtechnik aus Tschechien. "Diese Auslagerungen sind Voraussetzung für das Wachstum in Graz", so List.

Applikationsgeschäft gewinnt an Bedeutung

Auf der Entwicklungsseite gewinne das Applikationsgeschäft, also die Anpassung einer Motorreihe an Fahrzeugmodelle, an Bedeutung. Dem habe man durch das neue Applikationszentrum Rechnung getragen, das um 21 Mio. Euro am Grazer Standort entsteht und am 3. November gemeinsam mit einer Teststrecke in Gratkorn bei Graz offiziell eröffnet wird. Daneben verstärke man Bemühungen um so genannte "Turn key-Projekte", wo die AVL als Generalunternehmer für ein gesamtes Entwicklungsprojekt verantwortlich zeichnet. Für Daimler Chrysler errichtet man in Stuttgart bis Mitte 2004 ein Test- und Prüfstandcenter mit einem Auftragsvolumen von 100 Mio. Euro.

Noch nicht zufrieden ist List mit der staatlichen Forschungsförderung in Österreich. "Das riesige eigene Volumen wird im internationalen Vergleich nicht ausreichend unterstützt", was dazu führe, dass man unter erheblichen Wettbewerbsdruck gerate. Zwar seien Akzente gesetzt worden, "aber das Ausmaß hinkt weiter hinter der angepeilten Linie von 2,5 Prozent, die bis 2005 erreicht werden soll, nach".(APA)