Der Traditionskonzern findet keinen Investor. Nun droht die Filetierung.

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Nürnberg - Die insolvente Grundig AG steht vor der Zerschlagung. Das Unternehmen nahm am Mittwoch seinen Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Nürnberg zurück. Grund dafür ist nach Angaben von Grundig-Sprecher Carsten Titt, dass für den Gesamtkonzern kein Investor in Aussicht ist. Die Übernahme von Teilbereichen sei dagegen wahrscheinlich, sagte Titt am Mittwoch in Nürnberg. Zugleich legte Vorstandssprecher Eberhard Braun, der erst Anfang April eingesetzt worden war, sein Amt nieder.

Entscheidung steht aus

Das Amtsgericht Nürnberg hat über den am 14. April eingereichten Insolvenzantrag der Grundig AG bisher nicht entschieden. Da sich die Insolvenzverwaltung ab dem 1. Juli nach Unternehmensangaben aber auf die Abwicklung vorhandener Geschäftsbereiche und Vermögensteile zu konzentrieren habe, sei eine Eigenverwaltung mit dem Vorstand anstelle eines externen Insolvenzverwalters nicht mehr sinnvoll.

Als attraktivsten Geschäftsbereich für potenzielle Investoren bezeichnete Titt das Fernseh-, Video- und Audio-Geschäft. Ein nicht näher bezeichnetes Unternehmen habe Interesse an einer Übernahme angemeldet, wenn das bisherige Management sich in geringem Umfang selbst daran beteilige. Die verbliebenen Vorstandsmitglieder Werner Saalfrank und Günther Moissl hätten sich dazu bereiterklärt, hieß es im Unternehmen.

Auf der Suche nach "tragfähigen Lösungen"

"Es liegt nun an den beiden, die operativen Bereiche und die Geschäftstätigkeit soweit zu sichern und aufrechtzuerhalten, bis gemeinsam tragfähige Lösungen für möglichst große Teile von Grundig gefunden sind", sagte Titt. Auch der Insolvenzexperte Braun werde weiter beratend tätig sein.

Zu der Entscheidung hätte außerdem die Situation der österreichischen Tochtergesellschaften beigetragen, sagte Titt. Die Gläubigerversammlung der insolventen Grundig Austria hatte die Schließung der Wiener TV-Geräte-Fertigung beschlossen. Die 800 bereits seit Mitte April beurlaubten Mitarbeiter sollen von einer Arbeitsstiftung übernommen und weiter qualifiziert werden. Die Hoffnung, in Vereinbarungen mit den österreichischen Tochtergesellschaften die Produktion aufrechterhalten zu können, habe sich nicht realisieren lassen, sagte der Sprecher.

Sampo, Beko abgesprungen

Die Grundig AG hatte Insolvenzantrag gestellt, nachdem mit dem taiwanesischen Sampo-Konzern und der türkischen Beko-Gruppe binnen eines Monats zwei aussichtsreiche Investoren abgesprungen waren. Die Banken hatten daraufhin eine Verlängerung der Kreditlinien verweigert. Der Betriebsrat bezifferte den Schuldenstand des Traditionsunternehmens auf 130 bis 260 Mio. Euro. (APA/AP)