Frankfurt - Eine abwartende Haltung der Anleger vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed hat am Mittwoch für eine schwächere Eröffnung am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Der DAX gab bis 9.20 Uhr um 79,59 Einheiten oder 1,43 Prozent auf 5.492,09 Zähler nach, nachdem die Hoffnung auf mittlerweile erzielte Fortschritte Griechenlands am Vortag für kräftige Gewinne gesorgt hatte. Der MDAX sank in den ersten Handelsminuten um 0,53 Prozent auf 8.830,17 Punkte, und der TecDAX verlor 0,53 Prozent auf 692,55 Punkte.

Börsianern zufolge hat es der Markt am Vortag schon vorweg genommen, dass die EU-Kommission den Griechen nach einer weiteren Telefonkonferenz mit Finanzminister Evangelos Venizelos gute Fortschritte bei den Bemühungen zum Defizitabbau bescheinigte. "Die Auszahlung der nächsten Kredit-Tranche an Griechenland ist wieder in greifbare Nähe gerückt", hieß es in einem Kommentar der HSH Nordbank. Ein Händler betonte, dass die EU damit aber auch nur etwas Zeit gewinnen werde. Im Fokus steht nun der am Abend anstehende Zinsentscheid der Fed: Börsianer rechnen damit, dass die US-Notenbank ihre Erlöse aus fälligen Wertpapieren vermehrt in langlaufende Staatstitel investieren könnte, um damit die Langfristzinsen noch stärker zu senken. "Solch ein Schritt ist ein Indiz dafür, dass die möglichen Maßnahmen für eine Stabilisierung der Märkte limitierter geworden sind", so die Experten von Close Brothers Seydler Research.

Einziger Gewinner im DAX waren die um 1,37 Prozent auf 37,86 Euro gestiegenen SAP-Aktien, die damit laut Händlern auf gute Vorgaben des US-Konkurrenten Oracle reagierten. Der streitbare US-Konzern verdient blendend. Sowohl Gewinn als auch Umsatz legten laut ersten Berechnungen zu. Die beruhigenden Aussagen des Konkurrenten sollten sich auch auf den SAP-Kurs positiv auswirken, kommentierte ein Händler. Immerhin liege Oracle mit dem erwarteten Umsatz und Gewinn über den Expertenschätzungen.

Papiere der Lufthansa setzten dagegen ihre Talfahrt fort und büßten nach den von einer Gewinnwarnung ausgelösten Kursverlusten vom Vortag weitere 2,47 Prozent auf 10,07 Euro ein. Vor einem an diesem Tag anstehenden Investorentag kommt nun eine Abstufung der Deutsche Bank hinzu. Laut den Wertpapieranalysten kommt der Abschwung bei der Airline schneller und stärker als von ihnen erwartet und lässt nichts Gutes für das kommende Jahr erahnen.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin kündigte indes an, ihre Flotte bis Sommer 2012 um mehr als zehn Prozent reduzieren zu wollen. Die Papiere konnten davon jedoch nicht profitieren und gaben um 0,51 Prozent auf 2,73 Euro nach. Mit dem Maßnahmenpaket will das Unternehmen das operative Ergebnis um 200 Mio. Euro verbessern. Dass Air Berlin ein Sparprogramm auflegen wollte, hatte die Airline bereits mitgeteilt, kommentierte ein Händler.

Im MDAX gehörten die Aktien von Lanxess zu den Spitzenwerten. Nach einer bestätigten Prognose des Spezialchemiekonzerns stiegen sie um 1,90 Prozent auf 38,91 Euro. "Wir werden wie angekündigt unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) und Sondereinflüssen im Gesamtjahr um rund 20 Prozent steigern", sagte Konzernchef Axel Heitmann am Mittwoch in Düsseldorf. Die Nachfrage nach Kautschuk unter anderem für Winterreifen sei anhaltend stark. Auch das dritte Quartal verlaufe "sehr gut". Es werde über dem Vorjahreswert liegen. Ein Händler sah die Aussagen als sehr positiv an, da sie die Angst vor einem schlechten Quartal nähmen.

Um 1,71 Prozent auf 38,75 Euro nach oben ging es ferner für die Aktien von Salzgitter. Die japanische Bank Nomura hat die Papiere des Stahlkonzerns in einer Branchenstudie von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft. Laut den Experten bleibe die Nachfrageentwicklung bei Stahl weiter unklar, in den Papieren des Sektors sei eine Rezession jedoch schon eingepreist. Bei Salzgitter sei das Ertragswachstum für 2012 durch kostensenkende Maßnahmen untermauert und die Aktivierung von steuerlichen Verlustvorträgen könne versteckte Werte freilegen, hieß es weiter. (APA)