Bild nicht mehr verfügbar.

Roter Messias Klaus Wowereit?

Foto: REUTERS/Tobias Schwarz

Spätestens seit Sonntag fragen sich viele deutsche Sozialdemokraten, ob die lange gesuchte Antwort auf die berühmte K-Frage nicht Klaus Wowereit lautet. Berlins auch künftig Regierender Bürgermeister gehört nach seinem dritten, jedenfalls relativen Wahlsieg in Folge zu den heißesten Kandidaten, von denen man sich den Sturz von CDU-Kanzlerin Angela Merkel und der schwarz-gelben Koalition im Bund erhofft. Vor allem dem linken Flügel der SPD scheint "Wowi" weit mehr zuzusagen als der bisherige Favorit, dem pragmatischen aber wenig schillernden Ex-Finanzminister Peer Steinbrück.

Der "Arm aber sexy"-Politiker Wowereit, der in der Hauptstadt seit zehn Jahren mit der zuletzt schwächelnden Linken koaliert, seinen eigenen Wahlkreis in Charlottenburg-Wilmersdorf aber an einen unbekannten CDU-Mann verloren hat, eröffnet der SPD auch bundesweit zumindest mittelfristig neue Koalitionsoptionen, so das Kalkül.

Der Sprecher der SPD-Linken im Bundestag, Ernst Dieter Rossmann, hält Wowereit für ein "politisches Schwergewicht", der Junglinke Nils Annen schwärmt, Wowereit habe gezeigt, "dass man auch in einem schwierigen ökonomischen Umfeld sozialdemokratische Politik machen kann". Auch Ralf Stegner, SPD-Chef von Schleswig Holstein, streut Wowereit in der Financial Times Deutschland rote Rosen. Jeder Ministerpräsident habe das Zeug, Kanzlerkandidat zu werden, "das gilt erst recht für einen Politiker, der schon dreimal eine Wahl ganz klar gewonnen hat."

Aber auch Konservativen erscheint Partykönig Wowereit nicht als rotes Schreckgespenst. Erstens hat er die Linkspartei in die Bedeutungslosigkeit koalitioniert, zweitens harte Einschnitte im Sozialwesen durchgesetzt. Die massive Verschuldung der Stadt, aktuell 62 Milliarden Euro, hat er freilich bis dato trotzdem nicht tilgen können. (flon)