Ex- Fußballprofi Zoran Barišić musste immer "besser als die Besten sein, um als gut zu gelten", sagt er. Im Gespräch mit ihm merkt man, er ist ein Kämpfer. Aber dennoch schwingt immer wieder eine gewisse Enttäuschung mit, wenn er Dinge sagt wie: "Das ist halt so. Vielleicht wird sich das ja irgendwann ändern."

Wenn es Diskriminierungen oder Rassismus gibt, liegt das nicht immer ausschließlich an Individuen. Es sind oftmals Strukturen, die diese Ungerechtigkeiten reproduzieren. Das ist keine neue Erkenntnis. ExpertInnen von verschiedenen NGOs weisen seit Jahren darauf hin. Gezielte Beschäftigung von Menschen mit Migrationshintergrund ist die Folge. Das ist ein Anfang, reicht aber bei weitem nicht. Nämlich dann nicht, wenn die Möglichkeit fehlt, in Entscheidungsträgerpositionen zu kommen.

Die Geschichte des französischen TV Journalisten Harry Roselmack ist beispielhaft für dieses Problem. Er war 2006 der erste schwarze Journalist, der im größten Privatsender TF1 die Hauptabendnachrichten sprechen durfte. Ein großer Erfolg, sollte man meinen. Roselmack war (wie er später selber zugab) Nutznießer einer Aktion des damaligen Präsidenten Jacques Chirac.

Chirac hat Medien in Folge der Vorstadtproteste dazu gedrängt, mehr JournalistInnen aus den ethnischen Communities aufzunehmen. Und somit durfte Roselmack die meistgesehene Nachrichtensendung sprechen. Ganze sechs Wochen lang, da er von Anfang an nur als Vertretung vorgesehen war. Anders als sein weißer Anchor-Kollege, bekam Roselmack allerdings nicht die Befugnisse in die Programmgestaltung einzuwirken. Die Strukturen sind gleich geblieben.

Ein anderes Beispiel wird man in den kommenden Jahren in Österreich beobachten können, nämlich bei der Polizei. Menschenrechtsorganisationen wie etwa Amnesty International werfen der Exekutive seit Jahren institutionellen Rassismus vor. Um dem entgegen zu wirken hat die Polizei eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Unter anderem auch das gezielte Anwerben von NachwuchspolizistInnen mit Migrationshintergrund. Ein notwendiger und kluger Schritt.

Dass in Zukunft ein paar türkisch-, serbisch-, oder bosnisch-stämmige PolizistInnen auf Streife gehen dürfen, ist ein guter Anfang. Aber keine Garantie, dass damit der vorgeworfene institutionelle Rassismus aufhört. Dafür müsste man diesen Menschen exakt dieselben Aufstiegschancen geben, wie allen anderen auch. "Herzeige-MigrantInnen" reichen nicht. Wir als Gesellschaft müssen zumindest offen genug sein, um MigrantInnen - so sie entsprechend qualifiziert sind - in Entscheidungsträgerpositionen aufsteigen zu lassen.

Menschen mit Migrationshintergrund müssen gar nicht speziell bevorzugen. Es würde schon reichen, wenn die Besten, auch so wahrgenommen werden. Nicht nur als "gut", wie Barišić den heutigen Normalzustand schildert. Für den Sport ist der Grund einfach: das ganze Team profitiert davon. Für die Gesellschaft ist das nicht viel anders. (Yilmaz Gülüm, 19. September 2011, daStandard.at)