Wien - Die Ratingagentur Standard & Poor 's (S&P) sieht Österreichs Banken unterkapitalisiert. "Nach unseren Modellen rangieren Raiffeisen und Erste Group im internationalen Vergleich relativ weit unten", wird Markus Schmaus, Bankenanalyst von Standard & Poor 's im "WirtschaftsBlatt" (Montag) zitiert.

Gemessen am S&P-Modell, das das risikogewichtete Kapital ("risk-adjusted capital") heranzieht, ergibt sich dem Bericht zufolge für die Erste ein Wert von 5,6 Prozent, die RZB, die drei Viertel der Raiffeisen Bank International (RBI) hält, komme gar nur auf 4,1 Prozent. International agierende Banken weisen, so das Blatt, zum Vergleich einen Wert zwischen 7 und 8 Prozent auf.

Raiffeisen unbesorgt

"S&P weist regelmäßig niedrigere Quoten aus, dies ist kein Grund zur Sorge", meinte indes RZB-Sprecher Andreas Ecker. Die private Ratingagentur wende eine eigene Berechnungsmethode an, die von jener der Aufsichtsbehörden deutlich abweiche .

Einerseits werde das Partizipationskapital nicht angerechnet. Andererseits würden für die GUS-Länder viel höhere Unterlegungserfordernisse angesetzt als für Zentraleuropa, zudem seien Firmenkredite signifikant riskanter bewertet als Retailkredite, so Ecker in einer Stellungnahme.

Weil die RZB-Gruppe eine starke Präsenz in den GUS-Ländern habe und auch im Firmenkundengeschäft besser verankert sei, komme das S&P-Rechenmodell bei Raiffeisen auf eine niedrigere Kapitalquote als bei der Erste Group. Im Wert der Ersten sei außerdem der Sparkassensektor enthalten - und damit das risikoarme Bankgeschäft in Österreich. Würde die Raiffeisen-Bankengrupe analog zur Ersten einbezogen sein, ergäbe dies eine "signifikant bessere Kapitalquote der RZB", wird in der RZB-Gruppe argumentiert. S&P habe bereits angekündigt, die Berechnungsmethoden überarbeiten zu wollen.

Kapitalstärke verbessern

Die Ratingagentur fordert die Austro-Institute indes auf, ihre Kapitalstärke zu verbessern. Die Raiffeisen Bank International hat Ende August angekündigt, bis Sommer 2012 eine Kapitalerhöhung durchführen zu wollen. Die Erste will ihre Situation über Gewinnrücklagen verbessern, wie die Bankspitze mehrfach erklärt hat.

Standard & Poor's wird die beiden Großbanken kurzfristig nicht herabstufen. Sowohl Erste als auch Raiffeisen haben ein A-Rating, allerdings ist jenes von Raiffeisen mit einem negativen Ausblick versehen. "Wir haben aber beide nicht auf der Credit-Watch", erklärt Schmaus in dem Interview. Das heißt, in naher Zukunft sei nicht mit einer Änderung zu rechnen. Mittelfristig will der Analyst dies aber nicht ausschließen.

Staatliche Unterstützung

Das Rating der Banken sei deshalb so hoch, weil sie als systemrelevant gelten, geht aus dem Bericht weiter hervor. "Wir gehen davon aus, dass bei einer Krise der österreichische Staat diese unterstützen würde", erklärt Schmaus. Ohne diesen Status läge das Rating der Raiffeisen-Gruppe bei "BBB+", das der Ersten bei "A-".

Unter "intensiver Beobachtung" stünden zurzeit die Entwicklungen in Ungarn, wo die Regierung Orban Franken-Kreditnehmer zulasten der Banken teilentschulden möchte. "Das sind erhebliche Beträge, mit denen österreichische Institute engagiert sind", gibt der S& P-Experte zu bedenken. Die Erste hat ein Volumen von 3 Mrd. Euro ausstehen, die RBI 1,6 Mrd. Euro.

Während eine Verschärfung der Krise der Euro-Schuldenstaaten dem Zeitungsbericht zufolge die heimischen Institute kaum treffen würde (vor allem das Exposure in Griechenland gilt als überschaubar), wären von einer erneuten Rezession in Westeuropa die Volkswirtschaft in Österreich als auch jene in Osteuropa schwer betroffen. Standard & Poor's: "Das beträfe nicht nur die Ukraine oder andere Randmärkte, sondern auch die Tschechische Republik und die Slowakei." (APA)