Bild nicht mehr verfügbar.

"Und dann sitzt man da und ist die Freundin los. Wegassimiliert an den Affen."

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Ewig berät man. Lästig ist das. Wirst schon wen kennenlernen. Alleine sein ist nicht das schlechteste. Einsam kann man auch in einer Beziehung sein. Ist ja egal, wann gibt‘s schon den Luxus auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen? 35 sind doch die neuen 25 oder 60 die neuen 50, kann man adaptieren. Und ewig denkt man nach. Wohin kann man die Freundin mitnehmen? Wo sie sich wohlfühlen könnte. Wo's nicht vor Kindern wimmelt. Oder vor Paaren. Oder vor zu auffällig ebenso Suchenden. Das nervt sie. Man sehnt sich nach Entlastung. Möge sie doch bitte irgendwen kennenlernen, damit sie was zu tun hat, wenn es ihr denn schon so wichtig ist. Aber wen? Es gibt keine Leut‘ mehr anscheinend, ist wie verhext.

Irgendwann gibt man es auf, eh' zum Besten der Freundin, weil verkuppelt hat man immer schon besonders fruchtlos. Noch nie ist man auf eine Paarung gekommen, die Sinn gemacht hätte. Man unterliegt ja dem Irrtum, dass jemand mit Bildung, verschiedenen Interessen und Attraktivität zum Beispiel jemanden mit Bildung, verschiedenen Interessen und Attraktivität sucht.

Und eines Tages kommt sie daher mit jemandem. Jö! Man freut sich. Kurz. Dann sieht man ihn. Keine Manieren, haariger Affe, nichts Anziehendes. Auf den wäre man nie gekommen. Aber man gönnt ihr die neue Verliebtheit. Und lädt ein zum kleinen verschämten Pärchenabend in brandneuer Konstellation. Ein Desaster. Man schafft es mühevoll, nicht vor Wut zu kotzen über den Volldillo, der die Freundin aber echt nicht verdient hat. Spürt, dass er einen furchtbar findet. Der eigene Partner hilft auch nicht, wenn er später meint, dass die unsympathische Freundin jetzt halt wen Unsympathischen hat, das passert eh. Ja, halt's zam.

Ist sicher gleich aus

Kann ja nicht dauern mit ihrem Neuen. Ist sicher gleich aus. Muss ja. Man wappnet sich für beschwichtigende Gespräche und optimistische Aussichten, dass es nur besser werden kann nach diesem Monstrum. Lieber die Freundin weiter mitschleppen, als sich länger mit dem abgeben zu müssen. Weil man muss das ja dann.

So, und jetzt sind die immer noch zusammen, schon Monate. Und man wird nicht mehr eingeladen, weil der Wahnsinnige abstoppt, dass man ihn hasst. Und sieht die Freundin nicht mehr. Die fliegt auf einmal dauernd wohin. Hat anscheinend Kohle, der Affe, aha. Na super, nach London wollten WIR beide doch. Schon so lange. Tipps will sie auch keine mehr von einem, weil man verstehe ihn ja nicht.

Und sie verstehe man ja eigentlich auch nicht. Dann findet die Freundin beim letzten Treffen, à deux nur mehr natürlich, dass man sich in letzter Zeit überhaupt ein wenig gehenlassen hat. Und sehr gönnerhaft mit ihr geredet hat, als sie alleine war. Man sollte sich doch besser mehr um sich selber kümmern, körperlich, beziehungstechnisch, psychohygienisch. Fällt ihr schon lange auf. Das sagt sie, selbstbewusst, strahlend, sehr schick und neu eingekleidet. New York und Barcelona - Style.

Und dann sitzt man da und ist die Freundin los. Wegassimiliert an den Affen. Hat sich wie so eine 50er-Jahre- Hausfrau in so etwas wie eine bedingungslose Ehe vertschüsst. Aber man hat Geduld. Und dann wird man einmal wieder am Sofa sitzen und gemeinsam wegen was heulen, was beide bewegt. (Hoffentlich über das Ende mit dem Affen). Und dann ist man wieder da und wichtig. Bitte. (derStandard.at, 20.09.2011)