Erst 2009 wurde das Mediabudget der ÖBB-Gesellschaften reduziert

Foto: STANDARD/Newald
Grafik: STANDARD

Wien - Unterdotiert waren Marketing- und Mediabudget des ÖBB-Konzerns selten in der Geschichte der Staatsbahn. In den Jahren 2006 bis 2008 war freilich allein das Media-Budget auffällig ungleich verteilt. 2007 betrug es laut ÖBB-Insidern insgesamt 5,5 bis sechs Millionen Euro. Davon rund 45 Prozent bestritt der ÖBB-Personenverkehr für die Bewerbung seiner Ticket-Aktionen (Senioren, EuRegio, Sparschiene), rund zehn Prozent steuerten Güterverkehr und ÖBB-Infrastruktur bei.

Medienkooperationen

Blieben für die damals von Martin Huber und Erich Söllinger geführte ÖBB-Holding zur Vergabe: rund 2,6 Millionen Euro. Und die seien großteils in sogenannte Medienkooperationen geflossen - auf Geheiß der ÖBB-Mediaagentur Mediacom vor allem an "Krone", "Österreich" und "Heute", wie mit der Materie vertraute ÖBBler betonen. Über die Boulevard-Schiene wären Pendler am besten erreichbar, so die Argumentation. Auf diese Tour seien 2,2 der 2,6 Mio. Euro an die drei Titel geflossen - abgesehen von der klassischen Werbung, die ebenso wenig am Boulevard vorbeiging.

2008 - Huber wurde im April durch Peter Klugar ersetzt, Söllinger im Oktober durch Josef Halbmayr - sei die Größenordnung "ungefähr gleich" gewesen. Der Media-Etat der ÖBB-Holding habe unverändert rund 2,6 Mio. Euro betragen, davon 2,2 für "Krone", "Österreich" und "Heute", während der ÖBB-Personenverkehr in seinem Etat auch noch die Information für die Fußball-EM "Euro 2008" unterbringen musste.

Erst 2009 - Verkehrsminister Werner Faymann war inzwischen Kanzler, und der ÖBB-Güterverkehr drohte zu entgleisen - wurde das Mediabudget reduziert, es betrug 2,6 bis drei Millionen Euro für alle ÖBB-Gesellschaften. 2010 habe Klugar das Mediabudget halbiert. Dass auch im von Doris Bures geführten Verkehrsministerium ÖBB-Inserate samt freundlicher Berichterstattung im Boulevard gern gesehen ist, bestreitet selbst auf dem Stubenring niemand. Die Interventionen aus dem Kabinett seien aber vergleichsweise harmlos gewesen, sagt ein ehemaliger ÖBB-Manager. Bures verteidigte ÖBB-Inserate am Montag: Informationskampagnen seien für Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Das sei in jenen Unternehmen, für die Finanzministerin Maria Fekter Eigentümerverantwortung trägt, auch so, und niemand frage sie nach ihrer Rolle. Die Asfinag habe sogar per Ministerratsbeschluss den Auftrag, die "Rettungsgasse" per Kampagne publik zu machen.

Über das geplante Medientransparenzgesetz wollen die fünf Parlamentsfraktionen am 27. September debattieren. Der Entwurf sieht laut APA vor, dass Ministerien, Länder, große Gemeinden, Staatsbetriebe und Kammern ihre Ausgaben für Inserate und Werbung halbjährlich der KommAustria melden müssen. Kontrollieren soll der Rechnungshof. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 20.9.2011)