
Fabio Reinhardt (30) ist Historiker. Nach dem Studium arbeitete er als "prekärer Freiberufler" (Eigenbeschreibung). Jetzt wird er Abgeordneter.
Mit ihm sprach Birgit Baumann.
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STANDARD: Wie erklären Sie sich den überraschenden Erfolg?
Reinhardt: Wir warben im Gegensatz zu anderen Parteien mit Inhalten, nicht mit Köpfen. Das sprach viele, die sich bisher nicht in Politik eingebunden fühlten, an. Für Politik interessieren sich viele Menschen, aber die wollen auch mitgenommen werden.
STANDARD: Sind Sie überhaupt für die Arbeit in der Landtagsfraktion vorbereitet?
Reinhardt: Wir werden nicht gleich alles wissen, wollen das aber auch gar nicht verschweigen. Im Internet werden wir all unsere Schritte dokumentieren, auch die Fehler. Das kann dann auch jeder, der sich dafür interessiert, auf www.piratenfraktion-berlin.de mitverfolgen.
STANDARD: Viele sehen Parallelen zur Gründung der Grünen.
Reinhardt: Man kann den Vergleich ziehen, aber es gibt einige Unterschiede. Die Grünen sind Ergebnis der 68er-Bewegung und hatten bis zur Parteigründung 20 Jahre Vorlauf. Wir waren viel schneller. Außerdem hatten viele grüne Mitglieder schon Erfahrungen bei Nichtregierungsorganisationen gesammelt. Das ist bei uns nicht so sehr der Fall.
STANDARD: Interessiert Sie Landespolitik eigentlich? Da wird ja keine Netzpolitik gemacht.
Reinhardt: Klar, wir engagieren uns nicht nur im Internet, wo wir ohnehin global denken. Unser Ansatz ist generell, dass alle Menschen im Grunde gutwillig und intelligent sind, auf Ausnahmen sind wir allerdings gefasst. Daraus kann man auch Leitlinien für die Berliner Politik ableiten.(DER STANDARD, Printausgabe, 20.9.2011)