Wien/Oberwaltersdorf - Die chinesische Autoindustrie will mit konkurrenzfähigen Produkten jetzt endlich auch auf den westlichen Märkten mitmischen. Einem Bericht der Financial Times zufolge schmieden junge chinesische Autobauer, die bisher im Billigsegment unterwegs waren, bereits sehr konkrete Pläne für eine eigenständige Produktion hochwertiger Autos.
Eine Schlüsselrolle könnte dabei dem austroamerikanischen Zuliefer- und Entwicklungskonzern Magna zukommen. Magna soll mit dem chinesischen Autobauer Chery und dem israelischen Industriekonzern Israel Corp. - die sich zum Gemeinschaftsunternehmen CQAC zusammengeschlossen haben - eine Autoproduktion für die westlichen Märkte aufbauen. "Wir sind dabei, die Bekanntgabe unserer Marke zu planen", wird ein CQAC-Firmensprecher am Dienstag zitiert.
In der Magna-Zentrale in Oberwaltersdorf zeigt man sich offiziell noch verschlossen, man wolle Kundenprogramme nicht kommunizieren. Inoffiziell wird dem Standard bestätigt, dass ein entsprechender Vertragsabschluss mit dem chinesisch-israelischen Konsortium bevorstehe. Noch im Oktober könnte die Kooperation "in trockenen Tüchern" sein. Es fehlten nur noch letzte Details vom israelischen Partner, aus China sei bereits "das Okay" gekommen, heißt es. Magna erhalte einen Entwicklungsauftrag, der aber auch Produktionsoptionen nach sich ziehen werde. Dies könnte zu neuen Zulieferaufträgen auch für Graz oder den weststeirischen Magna-Powertrain-Standort Lannach - ein Entwicklungszentrum für Antriebssysteme - führen. Magna investiert aktuell 30 Millionen Euro in Lannach, vor kurzem hatte sich Chery-Manager Qian Gua vor Ort in Lannach informiert. Der Konzern verfügt aktuell über 19 Produktionsstätten in China und neun Entwicklungszentren.
In den letzten Jahren haben westliche Autokonzerne über Joint Ventures immer wieder versucht, mit chinesischen Autobauern am weltweit größten Automarkt Fuß zu fassen. Der US-Hersteller General Motors etwa präsentierte heuer im Frühjahr mit Shanghai Automotive (SAIC) einen Mittelklassewagen. Der japanische Konzern Nissan plant ebenfalls den Einstieg mit einer eigenen Marke. Der deutsche Autokonzern Volkswagen ist längst präsent und versucht sich in einer Kooperation mit SAIC längerfristig zu etablieren.
Für Magna könnte die neue Zusammenarbeit mit dem chinesisch-israelischen Partner vor allem auch eine Stärkung des Standortes Graz bedeuten, der sich nach der Flaute mit einem "Mini Countryman"-Auftrag langsam erholt. (Walter Müller, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 21.9.2011)