Wien - Die tschechisch-slowakische Finanzgruppe Penta, die ein Angebot für den Kauf der in Finanznöten befindlichen A-Tec von Mirko Kovats gelegt hatte, geht mittels ihrer Tochterfirma Vysehrad Holding B.V. gerichtlich gegen die Auswahl des Konkurrenten Contor Industries vor. Die Finanzinvestoren haben eine Unterlassungsklage und einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen A-Tec beim Handelsgericht Wien eingebracht. Der gerichtlich genehmigte Sanierungsplan erlaube es nicht, dass "ein Strohmann nicht selbst Investor sein will und auch nicht Partei des Kaufes wird", so Penta in einer Aussendung am Dienstag. Damit könnte es zu einer Verzögerung bzw. zum Platzen des Verkaufs an Contor kommen.

Penta sei überzeugt, dass das von A-Tec angenommene Konkurrenzangebote von Contor "ernsthaft die Regeln des gerichtlich genehmigten Sanierungsplans" breche, die auch von A-Tec selbst akzeptiert worden waren. Penta wies erneut auf die Umstände der Angebotslegung durch Contor hin: Die Firma wurde erst am 25. Juni 2011 ins Firmenbuch eingetragen. Sie konnte daher kein fristgerechtes Angebot wie von A-Tec gefordert bis zum 15. Juni legen.

Penta zufolge wird Contor von einem früheren A-Tec-Mitarbeiter und -Berater Thomas Schätti geführt, der gleichzeitig Alleingesellschafter des Unternehmens mit dem gleichen Firmensitz wie die A-Tec ist. Schätti hätte mit allen A-Tec-Investoren Kontakt gehabt, auch mit Penta. Auf diese Weise hätte er vertrauliche Informationen über andere Angebote erhalten; dies entspreche "nicht einem fairen Wettbewerb" um die A-Tec, kritisiert Penta.

Kein verbindliches Angebot

Außerdem hätte Contor kein "verbindliches Angebot" bis zum 30. Juni gelegt, wie im Sanierungsplan gefordert. Contor habe vielmehr nur Angebote anderer Unternehmen gesammelt und werde nicht selbst Teil der Transaktion sein. Außerdem habe das Unternehmen nicht die Herkunft seiner Gelder nachgewiesen wie dies im Sanierungsplan ebenfalls gefordert wird, heißt es in der Aussendung. Ein Angebot von Contor wurde erstmals Ende August von A-Tec bestätigt.

Bei der Investorensuche hat es zwischen Penta und der A-Tec immer wieder Querschüsse gegeben: A-Tec-Chef und Mehrheitseigentümer Mirko Kovats schoss auch öffentlich gegen das Investmenthaus: "Wir haben herausgefunden, dass frühere KGB-Mitglieder den Fonds gegründet haben und dass es nicht nachvollziehbar ist, woher das Geld stammt", sagte er Anfang September. Penta reagierte mit der Veröffentlichung von Details im Bieterprozess.

Am 5. September nahm A-Tec das Angebot von Contor an, das nur ein "rechtliches Vehikel" im Verkaufsprozess ist. Durch die Annahme des Angebots soll A-Tec filetiert werden: Konkret soll ein Konsortium um die chinesische Wolong 100,5 Mio. Euro für die ATB zahlen. Die Montanwerke Brixlegg werden an die in Genf beheimatete Solistice International Investments verkauft, hinter der der pakistanische Milliardär Alshair Fiyaz stehen soll. Solistice muss 90 Mio. Euro für die Kupferdivision der A-Tec zahlen. Das seit 2006 stillgelegte Kraftwerk Voitsberg übernimmt Palm Square International FZC (VAR) um 20 Mio. Euro. 3,5 Mio. Euro davon fließen in die Masse der Gesellschaft der steirischen AE&E Austria, die letztlich bei Andritz gelandet ist. In der A-Tec soll aber noch der Salzburger Werkzeugmaschinenbauer Emco verbleiben.

Um die mit den Gläubigern vereinbarte 47-prozentige Quote zu erfüllen, muss bei A-Tec-Treuhänder Schmidt, der sich bisher zu dem Angebot nicht geäußert hatte, rund 200 Mio. Euro bis zum 30. September hinterlegt werden.

Ernstzunehmender Stolperstein

Der Bieterprozess könnte damit in der Schlussphase Platzen: Die einstweilige Verfügung müsse - sollte sie kommen - berücksichtigt werden und sei ein ernsthafter Stolperstein, so Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV).

Kovats habe mit der Contor-Lösung zwar viel verloren, aber doch einiges behalten. Denn die A-Tec mit dem verbliebenen Werkzeughersteller Emco stelle immerhin immer noch einen Marktwert von derzeit rund 42 Mio. Euro dar. Und in dem jetzt zwar kleinen Haus ist Kovats "der Herr".

Für die Gläubiger könnte die einstweilige Verfügung unangenehmen Folgen haben. So kann es sein, dass die für die Quote notwendigen 200 Mio. Euro zwar am 30. September am Konto von Treuhänder Matthias Schmidt liegen, allerdings bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die Einstweilige Verfügung blockiert sind.

Die Unterlassungsklage sowie der Antrag auf Einstweilige Verfügung wurde laut Penta-Anwalt Felix Hörlsberger am gestrigen Montag beim Handelsgericht Wien eingebracht, weil es nach Ansicht von Penta massive Verstöße im Bieterprozess gegeben hätte. Hörlsberger hofft in einer Telefonkonferenz am Dienstag, dass das Gericht über die Einstweilige Verfügung noch vor der ao. Hauptversammlung am 28. September entscheiden werde, da habe der Richter aber einigen Spielraum. So kann das Gericht etwa A-Tec zu einer Stellungnahme auffordern, wofür der Konzern ein paar Tage Zeit bekommen würde.

Penta habe auch Zeugeneinvernahmen von an den Verhandlungen mit der A-Tec beteiligten Personen in Aussicht gestellt. Die Unterlassungsklage zielt Hörlsberger darauf ab, dass das Contor-Angebot aus dem Bieterprozess ausgeschieden wird und A-Tec nur mehr mit Penta und dem zweiten möglichen Investor Springwater verhandeln soll. Allerdings scheint die Einhaltung des Zeitplans wie im gerichtlichen Sanierungsplan festgelegt, wonach rund 200 Mio. Euro bis zum 30. September beim Treuhänder Schmidt hinterlegt werden sollen, bei einer für Penta positiven Entscheidung fraglich.

Interesse an Einzelteilen

Hörlsberger betonte, dass Penta auch an Einzelteilen der A-Tec interessiert sei. Derzeit liegt aber ein Penta-Angebot für den gesamten Konzern von Mirko Kovats (auch für die Emco) vor, das ebenfalls Ende September ausläuft. Dem Anwalt zufolge hat sich Contor Industries an die im Sanierungsplan festgelegten Verfahrensregeln nicht gehalten haben, etwa dass ein verbindliches Angebot bis 30. Juni gelegt werden musste. Treuhänder Schmidt bestätigte am 1. Juli lediglich, dass "Angebote fristgerecht eingelangt" waren.

Hörlsberger zufolge dürfte Treuhänder Schmidt dem Zuschlag an Contor zugestimmt haben, "da er nichts dagegen unternommen hat". (APA)