
Die neuen Mannen am Flughafen: Günther Ofner und Julian Jäger
Wien - Wenn 2012 die Abschreibungen und Zinszahlungen auf den neuen Terminalbau Skylink beginnen, bedeutet das rückläufige Ergebnisse für den Flughafen Wien. Einen Aufnahmestopp und straffere Organisation haben die seit gut zwei Wochen amtierenden neuen Chefs des börsenotierten Flughafens, Julian Jäger und Günther Ofner, bereits verfügt. Im Jänner wollen sie Details vorlegen, wie bis 2015 die Produktivität um zumindest 20 Prozent angehoben werden soll. Ofner bestätigte am Dienstag bei der Antrittspressekonferenz, dass 10 bis 15 Prozent der Kosten eingespart werden könnten.
Die neuen Airport-Chefs sprachen von einem "signifikanten" Einsparungspotenzial. In allen Unternehmensbereichen müssten Kosten verringert werden - sowohl Sach- als auch Personalkosten. Kündigungen sollen vermieden werden, dieser Schritt würde nur als äußerstes Mittel - etwa im Fall eines starken Wachstumseinbruchs - eingesetzt., sagte Ofner. Er will hauptsächlich mit "natürlicher Fluktuation" auskommen, die 2 bis 3 Prozent im Jahr ausmache.
Zur Zeit hat die Flughafen Wien AG rund 4.200 Mitarbeiter. Um wieviele Köpfe es gehen könnte, wurde heute nicht gesagt. Die künftige Mitarbeiterzahl werde sehr stark davon abhängen, ob die Wachstumsziele eintreffen oder nicht.
Bisher geht der Airport davon aus, dass bis 2020 die Zahl der in Wien abgefertigten Passagiere auf rund 30 Millionen zunimmt. Dabei hat sich der Airport Wien gegen wachsende Konkurrenz der Star-Alliance-Hubs München und Zürich zu behaupten, aber auch gegen zunehmende Konkurrenz aus dem Osten. Die Flughafen-Bosse wollen jetzt auch Erträge steigen, bei den Gebühren ist der Airport allerdings schwer unter Druck.
Man will produktiver sein
Mittelfristig soll die Produktivität um "zumindest 20 Prozent" höher sein. Damit soll nach Vorstandsangaben der Investitions- und Wachstumskurs "ohne ausufernde Verschuldung" finanziert werden. Zur Zeit wird die Nettoverschuldung mit 700 Mio. Euro angegeben. Mehr als 600 Mio. Euro will der Flughafen bis 2015 investieren - noch ohne die Investitionen in die dritte Piste. Ihr Bau dürfte nicht vor 2015 beginnen. Eine Kapitalerhöhung schloss Ofner heute jedenfalls bis 2015 aus.
Der Terminalneubau Skylink soll im Juni 2012 in Betrieb gehen. Und er soll weniger als 800 Mio. Euro kosten. Die so genannten "Schnittstellenkosten", die anderweitig gebucht sind, wurden heute nicht beziffert.
Zu Jahresende 2011 soll fest stehen, ob und auf wieviel der Airport einstige Auftragnehmer der Skylink-Baustelle klagen wird. Heute war bloß von "respektablen" Beträgen die Rede. Noch sind Gutachter, Anwälte und eine interne Task Force am Werk. "Wir werden um jeden Euro kämpfen, wo dem Flughafen Schaden zugefügt wurde", versicherten die Neo-Chefs.
Lauf Ofner wird zur Zeit auch "jede Investition auf ihre Rentabilität und Sinnhaftigkeit überprüft". Fest steht schon, dass die teure Jahresanfangsparty "Take Off" dem Rotstift zum Opfer fällt.
Die Gagen der neuen Airport-Chefs bestehen aus einem Fixbezug von 250.000 Euro, der erfolgsabhängig maximal verdoppelt werden kann.
"Kostendruck auf AUA trifft eins zu eins"
Die für die kommenden Jahre erwarteten abgeflachten Wachstumskurven in der Luftfahrt und der Konkurrenzkampf um Airportstandorte lassen den Druck auf den Flughafen Wien steigen. Jäger verwies auf den Home-Carrier Austrian Airlines: "Der Kostendruck auf die AUA ist massiv. Der wird eins zu eins an uns weiter gegeben".
Am Flughafen Wien sei es absolut notwendig, die Kosten zu senken. "Da halten wir uns nicht auf mit Vergleichen zu anderen Flughäfen". Rentabilitätsvergleiche seien in dieser Branche oft ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, meinte Kollege Ofner: So sei der Flughafen Wien einer der wenigen Airports, die das Handling noch selber erledigten. Andere hätten das ausgelagert.
Das Management ortet jedenfalls Handlungsbedarf bei Tarifen, Kapazitäten und Service. Das Sparpotenzial im einzelnen will der neue Vorstand zusammen mit neuen Prognosen für 2012 im Jänner nennen. Neue Erträge erhofft man u.a. im Non-aviation-Bereich, bei der Gastronomie und bei Immobilien. "Wir haben Aufholbedarf bei der Servicequalität, beim Ambiente, in der Gastronomie", befand Jäger. Das Passagiererlebnis, der Wohlfühlfaktor am Flughafen soll auch verbessert werden. Dazu zählt er auch kürzere Wartezeiten vor den Toiletteanlagen.
Jäger war zuvor Chef des Flughafens Malta, einer Tochter des Flughafen Wien. Wer künftig Malta leitet, soll bis Jahresende entschieden sein.
Jäger und Ofner haben sich für ihre Antrittspressekonferenz "keine 100 Tage" gegeben nach ihrem Amtsantritt: "Wir sind vom ersten Tag an entscheidungsfähig." Ofner versicherte, Sorge tragen zu wollen, dass es keine Einmischung der Politik ins Airportgeschäft gebe. Im Zusammenhang mit dem neuen Medientransparenzgesetz, das die Vergabe von Inseraten von staatsnahen Betrieben regeln soll, sagte Ofner, dass man auch dieses nach Punkt und Beistrich erfüllen werde. Die neu eingeleiteten Kosteneinsparungen am Flughafen träfen alle Unternehmensbereiche. "Auch unsere Medienkooperationen". (APA)