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Microsoft-Gründer Bill Gates hatte immer wieder Freud und Leid mit der EU
Die europäische Kommission soll seit 1993 ohne Ausschreibung und offenem Wettbewerb Software-Lizenzen von Microsoft erworben haben. Dies gehe aus Dokumenten hervor, die das Magazin Computer Weekly erhalten habe. Im Mai sei der sechste "ausschreibungslose" Deal mit Microsoft in Folge über die Bühne gegangen. Dabei ging es um die Beschaffung von Lizenzen für insgesamt 36.000 PCs sowie unterstützende Infrastruktur in 42 europäischen Institutionen im Wert von 50 Millionen Euro.
Keine Alternative?
Die enge Zusammenarbeit reiche dabei auf das Jahr 1992 zurück, als das für die Software-Beschaffung zuständige Generaldirektorat Informatik (DIGIT) den Kauf von Microsoft-Produkten damit begründete, dass kein anderer Hersteller liefern könne. In den Folgejahren 1996 und 1999 liefen die Geschäfte auf gleicher Basis weiter. 2003 wurde die Partnerschaft ebenfalls ohne Ausschreibung fortgesetzt, mit der Begründung, dass konkurrierende Angebote inkompatibel seien, was die Migration zu schwierig mache.
Abhängigkeit
"Es ist erstaunlich, dass jede einzelne Vereinbarung zwischen der Kommission und Microsoft seit 1993 ohne öffentliche Ausschreibung stattgefunden hat", kommentiert Karsten Gerloff, Präsident der Free Software Foundation Europe die Lage. "Das Resultat ist, dass die europäische Kommission komplett abhängig von einem einzigen Anbieter ist. Es ist offensichtlich, dass die Beschaffungsrichtlinien ein Update benötigen.
"Gründliche Analyse"
Ein DIGIT-Sprecher dementiert, dass man von Microsoft abhängig sei. Zudem sei jedem Vertragsabschluss eine gründliche Überprüfung vorangegangen, die Gesetze wären stets eingehalten worden. Abgesehen davon würde es unterschiedliche Verfahren zur Software-Beschaffung geben, schließlich hätten sich die Beschaffungsrichtlinien in den vergangenen 20 Jahren öfters geändert. (zw)