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"Ötzi" in seiner Eiskammer. Sollte in Bozen kein Platz für eine Erweiterung des Südtiroler Archäologiemuseums sein, könnte die Mumie auch an einem anderen Ort ausgestellt werden.
Bozen - Am 20. Jahrestag des Fundes der Gletschermumie "Ötzi" vom Similaun hat die Südtiroler Landesregierung angekündigt, das Archäologiemuseum erweitern zu wollen. "Sollte in Bozen kein Platz für eine Erweiterung sein, könnte die Mumie auch an einem anderen Ort ausgestellt werden", sagte Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) am Montag nach der Sitzung der Landesregierung. Heute vor zwanzig Jahren wurde der Mann aus dem Eis im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen gefunden.
Ungebrochener Besucherstrom
Der Besucherzustrom im Archäologiemuseum sei nach wie vor ungebrochen und biete Anlass, über eine Erweiterung des Museums nachzudenken, erklärte Durnwalder. Dabei wolle sich die Landesregierung aber nicht auf die Landeshauptstadt fixieren. Zudem habe sich die Landesregierung dafür ausgesprochen, das "Institut für Mumien und den Iceman" an der Eurac (European Academy) weiterzuführen und den eingeschlagenen Weg zu intensivieren.
Festakt zum "Ötzi"-Fund
Unterdessen hat Südtirol den 20. Jahrestag des "Ötzi"-Fundes am Montagabend mit einem Festakt begangen. An der Veranstaltung nahmen sowohl Begleiter der ersten Stunde als auch jene Wissenschafter teil, die sich mit der Erforschung des Fundes aus der Kupferzeit widmen. Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) hob in seiner Festrede "den unschätzbaren Wert" der 5.300 Jahre alten Gletschermumie für Südtirol hervor, auf die das deutsche Ehepaar Erika und Helmut Simon am 19. September 1991 in 3.210 Metern Höhe in den Ötztaler Alpen gestoßen war.
Der dänische Anthropologe Niels Lynnerup stellte sich in seinem Festvortrag der Frage: "Warum erforschen wir den Mann aus dem Eis?". Die erste - wenn auch banale Antwort - sei, weil man ihn gefunden habe. Die zweite, etwas diffizilere, berühre die eigene Identität. Wenn man dem "Ötzi" in der Kühlzelle des Archäologiemuseums gegenüberstehe, komme man dem menschlichen Individuum nahe. Unweigerlich stelle man sich dann jene Fragen, die einen "universellen menschlichen Aspekt berühren": "Wer warst Du, wie war Dein Leben?". "Durch deren Beantwortung lernen wir etwas über uns selbst", argumentierte der Anthropologe.
Zudem erinnerte Lynnerup daran, dass sich die wissenschaftlichen Methoden ständig änderten und weiterentwickelten. "Alle zehn Jahre gibt es neue, die einen anderen Blickwinkel auf den Mann aus dem Eis ermöglichen", sagte der Experte. Daher sollte sich die Wissenschaft - insbesondere die Archäologie - bewusst sein, dass die Wahrheit schwer zu finden sei. Lynnerup, der auch Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Eismannes ist, betonte, dass "Ötzi" ein außergewöhnlicher Fund sei: "Weil er so gut erhalten ist, spricht er direkt zu uns - mehr als andere archäologische Funde".
"Ötzi" als "Auftrag und Chance"
Durnwalder verdeutlichte, dass der "Ötzi" zugleich "Auftrag und Chance" sei. Auftrag deshalb, weil die Mumie für die Menschheit erhalten bleiben müsse. Denn die Forschung habe durch den Fund seit 1991 zahlreiche Erkenntnisse aus der Vorgeschichte erhalten. Der Eismann habe Südtirol aber auch die Chance eröffnet, weit über seine Grenzen hinaus Bekanntheit zu erlangen. Dabei nehme das Archäologiemuseum eine wichtige Rolle ein. Der Besucherzustrom sei nach wie vor ungebrochen und daher habe sich die Landesregierung auch auf eine Erweiterung geeinigt, erklärte Durnwalder, und auch darauf, dass das "Institut für Mumien und den Iceman" an der Eurac (European Academy) weitergeführt werden soll.
Südtirol begeht das Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen. Unter anderem läuft im Archäologiemuseum in Bozen noch bis Mitte Jänner eine Sonderschau. Zudem wird die Gletschermumie Mitte Oktober im Mittelpunkt eines wissenschaftlichen Kongresses stehen. Der 2. Bozner Mumienkongress wird unter dem Titel "Mummies from the Ice" vom 20. bis zum 22. Oktober in der Südtiroler Landeshauptstadt über die Bühne gehen. Dabei sollen Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte rund um den Eismann, sein Leben sowie seine Todesumstände präsentiert werden. (red/APA)