Bern - Die exportorientierten Industrie der Schweiz klagt bereits seit Monaten über die Stärke des Frankens. Im August hat sich diese erstmals auch in der Exportstatistik niedergeschlagen. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) dürfte der Außenhandel auch nächstes Jahr weiter leiden.
Nachdem die Exporte aus der Schweiz in den vergangenen Monaten trotz des starken Franken noch angestiegen waren, sanken sie im August um 4,1 Prozent. Die Schwierigkeiten, mit denen die exportorientierten Unternehmen konfrontiert sind, zeigen sich aber vor allem in der Preisentwicklung.
Laut der Statistik der der Eidgenössische Zollverwaltung sind die Preise der Exportgüter im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent gesunken. Dementsprechend stark unter Druck dürften die Margen der Firmen in gewissen Branchen sein. Von einem eigentlichen Einbruch der Exporte kann dennoch keine Rede sein: Bei konstant gebliebenen Preisen hätte im August im Vergleich zu 2010 immer noch ein Exportwachstum von 1,9 Prozent resultiert.
Für die exportorientierte Wirtschaft dürfte sich die Lage indes weiter verschärfen. Die Experten des Seco gehen bei ihren Konjunkturprognosen für die Schweiz nämlich von einer Abkühlung der weltweiten Wirtschaftsentwicklung aus. Pessimistisch zeigen sie sich insbesondere bezüglich des Euroraums. Im Communiqué vom Dienstag ist namentlich von erhöhten Rezessionsrisiken in Europa die Rede. So dürften die europäischen Volkswirtschaften der Schweiz genau so wenig Wachstumsimpulse geben wie die seit längerem schwächelnden USA oder die wachstumsstarken Schwellenländer, die sich laut Seco ebenfalls in einer Abkühlungsphase befinden.
Weltweite Konjunkturschwäche belastet
In Kombination mit dem starken Franken dämpft die weltweite Konjunkturschwäche die Aussichten der Schweizer Wirtschaft erheblich. Im kommenden Jahr soll das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) laut den Seco-Experten gerade noch um 0,9 Prozent steigen. Die Bundesstelle hat ihre Prognose damit deutlich gesenkt. Im Juni war sie noch von einem Plus von 1,5 Prozent ausgegangen. Auch die Wachstumsprognose fürs laufende Jahr wurde von 2,1 auf 1,9 Prozent gestutzt.
Mit der Senkung der Prognosen befindet sich das Seco in guter Gesellschaft: Auch andere Konjunkturforscher haben in den letzten Wochen ihre Prognosen deutlich gesenkt - die meisten allerdings sind nicht ganz so pessimistisch wie die Experten des Seco. Schwächetendenzen in der Schweiz sieht das Seco fast ausschließlich bei den Exporten sowie bei den Investitionen der Firmen. Die inlandorientierten Wirtschaftsbereiche dagegen würden die Konjunktur weiterhin stärken, heißt es in der Mitteilung des Staatssekretariats. Zurückzuführen ist das insbesondere auf den durch die tiefen Zinsen angetriebenen Bauboom.
Allerdings sehen die Seco-Experten auch ein Risiko, dass das Wirtschaftswachstum deutlich schlechter ausfallen könnte als nun prognostiziert. Dies wäre der Fall, wenn es zu weiteren starken Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der europäischen Schuldenkrise käme. Das dürfte dann die Arbeitslosenquote noch stärker in die Höhe treiben. Bereits in den aktuellen Prognosen geht das Seco von einer steigenden Zahl von Arbeitslosen aus. Dies, nachdem die Arbeitslosigkeit seit 2009 laufend zurückgegangen ist. Fürs laufende Jahr soll sich die Arbeitslosenquote durchschnittlich auf 3,1 Prozent belaufen, im kommenden Jahr auf 3,4 Prozent.(APA)