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Giulio Toniolatti überschreitet eine Linie.

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Nelson College (in Weiß) und der Nelson Rugby Club machen auf 1870.

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Nelson - Italien hat am Dienstag bei der Rugby-Weltmeisterschaft die Tische, also den Spieß, umgedreht. Nach der 6:32-Niederlage in ihrem ersten Match der Gruppe C gegen Australien, reichten die Azzurri diesmal ihrerseits einem Gegner ein Debakel dar. Russland, der WM-Debütant, war beim 53:17 der Arme. Schön für die Blauen, das Gefühl eines hohen Sieges können sie in ihrem Test-Alltag ansonsten ja eher selten (bis nie) auskosten.

Gegen das Rugby-Entwicklungsland Russland aber legte man nicht weniger als neun Tries, einer davon ein Strafversuch, als das Scrum der Bären angesichts der gegnerischen Übermacht seinen Bestand aufgab.  An diesem Tag in Nelson wurde deutlich, wie sehr die Italiener von ihrem regelmäßigen Vergleich mit den Besten profitiert haben. Seit nunmehr elf Jahren nehmen sie am jährlich ausgetragenen Six-Nations-Turnier teil, und treffen dort auf die europäischen Elite-Teams England, Frankreich, Wales, Irland und Schottland. 

"Wir haben nicht gerade oft gegen Länder gespielt, die im Ranking hinter uns liegen", sagte Italiens südafrikanischer Coach Nick Mallett. Er sei daher doch ein bisschen nervös gewesen, schließlich weiß man nie. Die Zweifel erwiesen sich jedanfalls als überflüssig. Italien gelangen erstmals in der WM-Historie mehr als fünfzig Punkte und auch der angestrebte tabellarische Bonus-Punkt, den eine Mannschaft für mindestens vier erzielte Tries gutgeschrieben bekommt, wurde eingesackt.

Eine äußerst wichtige Draufgabe, ist die Gruppe C (die durch das Team der USA komplettiert wird) nach dem irischen Überraschungssieg gegen die Wallabies schließlich völlig offen. Das für den Viertelfinaleinzug wohl entscheidende Duell der Italiener mit den Iren steigt am 2. Oktober.

Sergio Parisse war im Trafalgar Park der herausragende Mann. Italiens Kapitän hatte bei vier von sechs Versuchen seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit die Hände im Spiel, welche mit einer 38:7-Führung zu Ende gebracht wurde. Den ersten Try der Partie hatte Parisse in der sechsten Minute gleich selbst verabreicht.

Die wackeren Russen hatten ihr Auftaktspiel mit den USA überraschend offen gestaltet und nur knapp mit 6:13 den Kürzeren zogen. Diesmal konnen sie erst scoren, als Italien mit einem Mann weniger auf dem Feld vertreten war - Fabio Ongaro saß nach einem unerlaubten Tackle auf der Strafbank. Alexander Yanyushkins Try wurde von Konstantin Rachkov mit einem erfolgreichen Erhöhungskick um zwei weitere Punkte ergänzt.

Der italienische Sieg hätte noch höher ausfallen können, doch Riccardo Bocchino und Tommaso Benvenuti kickten zu schlampig. Insgesamt verfehlten nicht weniger als fünf ihrer Erhöhungs-Versuche die Malstangen. Ein solcher Standard würde gegen Irland zweifellos teuer kommen.

In Nelson war es übrigens schon vor dem Spiel hoch hergegangen. Es galt nicht nur, das erste WM-Spiel in der Stadt zu feiern (was etwa durch die Vorführung eines Haka durch Schüler des lokalen College vonstatten ging). Nein, Nelson war auch Austragungsstätte des ersten organisierten Rugby-Matches auf neuseeländischem Boden. Am 14. Mai 1870 hatten es die Herren des Nelson College gegen jende des Nelson Rugby Club aufgenommen. Grund genug, diese historische Partie anlässlich des Besuchs der Welt in Originalausrüstung noch einmal ablaufen zu lassen. (Michael Robausch)

ERGEBNIS Gruppe C:

Italien - Russland 53:17 (38:7)

Italien - Tries: Sergio Parisse, Giulio Toniolatti (2), Tommaso Benvenuti (2), Edoardo Gori, Luke McLean, Alessandro Zanni, Penalty try; Conversions: Riccardo Bocchino (4)

Russland - Tries: Alexander Yanyushkin, Vladimir Ostroushko, Alexei Makovetsky; Conversions: Konstantin Rachkov