Wien - "Do you know, how you can really make your parents worry about you? By forming a moderate rock band", sagt Eddie Argos voll Selbstironie.

Der Kopf, Körper und Sänger der Band Art Brut nimmt sich und seine Musiker nicht allzu ernst. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn es passt ins Konzept. Art Brut fühlt sich der "Art Wave" zugehörig, einer Musikrichtung, zu der auch Bloc Party und Franz Ferdinand zählen.

Trotzdem klingt ihre Musik wilder als die der Kollegen. Eddie gibt auf der Bühne zugleich den ewigen Jugendlichen, der gern versucht, mit dem Mikrofonkabel seilzuspringen, und den Geschichtenerzähler, er ist mitteilungsbedürftig und exzentrisch.

Vergangenen Montag spielte die fünfköpfige Band auf der engen Bühne des Wiener Flex. Eddie Argos setzte sich dabei immer wieder auf die vorderen Lautsprecher, um die Nähe seiner Zuhörer zu suchen, später begab er sich sogar mitten unter sie. Schließlich hockten Dutzende am Boden und lauschten seinen Erzählungen.

Dass er dabei die Songs beliebig kürzte, verlängerte oder wild gestikulierend erklärte, störte die Fangemeinde wenig, denn davon lebt sein Charisma. Er singt nicht, er spricht, und das über Ferialarbeit, Blackouts und die Freuden von Wochenenden. Seine Texte sind einfach, aber nicht simpel, vielmehr orientieren sie sich am Punk der ersten Stunde: Ich mache Musik, also bin ich.

Mit mehreren Lieblingsliedern und ein paar Schmankerln bestückt, stellte die Setlist die Fans zufrieden. Natürlich spielten sie auch Lieder des neuen, vierten Studioalbums Brilliant!Tragic!. Bei einigen der Songs versuchte es Eddie gar mit echtem Singen. Die Kritik war ob seines unmelodischen Gesangs zart düpiert. Deswegen war es besonders erfreulich, dass er sich live eines Besseren besann und seinem Sprechgesang treu blieb.

Es gab eigentlich nur ein Problemchen, und das bestand vor allem für die Nicht-Fans. Während ein Kenner die feinen Nuancen der lauten, schnellen Songs genießen konnte, muss es sich für ein ungeübtes Ohr wie eine Punk-Endlosschleife angehört haben. Hinzu kam, dass Eddies Gesang von der Musik übertönt wurde und man ihn deshalb kaum verstand. Es war also kein Konzert zum sanften Kennenlernen, sondern kompromisslos und schräg.

Art Brut ist die Bezeichnung für die Kunst von Laien, Kindern und geistig behinderten Personen, übersetzt bedeutet der Begriff "rohe Kunst". Diese Band lebt ihren Namen. Schließlich tobte Art Brut um einiges ausgelassener auf der Bühne herum als das Publikum auf dem Parkett.

Aber gerade deshalb machte das Konzert schlicht und ergreifend Spaß. Und das ist mehr, als man sich von irgendeiner "moderate rock band" erwarten kann. (Anne-Marie Darok, DER STANDARD - Printausgabe, 21. September 2011)