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Werner Schlager setzt auf Effizienz im Training. Er steht nicht mehr so oft wie früher am Tisch. "In meinem Alter", sagt er, "regeneriert man nicht mehr so gut und so schnell." Umso mehr freut er sich über Erfolge.

Foto: EPA/Singer

Schwechat - Manchmal hört sich Werner Schlager an wie ein Koch. "Ich will mein Bestmögliches auf den Tisch bekommen", pflegt er vor großen Turnieren zu sagen. Am Mittwoch beginnen in Schwechat die Austrian Open. Sie suchen von der Besetzung her ihresgleichen. Acht Herren und sieben Damen aus den Top Ten der Welt spielen mit. Schlager wartet Qualifikation und Auslosung ab, bevor er sich eine Platzierung vornimmt, wobei er sich so oder so lieber an seinen "pragmatischen Ansatz vom Maximum" hält, das er herausholen will, um Genugtuung zu verspüren.

Wie die anderen Asse, allen voran die Chinesen Zhang Jike (Weltmeister), Ma Lin (Olympiasieger) und Wang Hao (WRL-Erster) greift "Hausherr" Schlager in seiner Academy (WSA) und in der schmucken Multiversum-Halle erst im Hauptbewerb (ab Donnerstag) ein. Er ist nicht mehr der Jüngste, sondern eher einer der Älteren im Feld. Nächste Woche wird er 39. Sein größter, sensationellster Triumph, der WM-Titel, datiert von 2003, doch hat er auch in jüngerer Vergangenheit einige Erfolge gefeiert (EM-Bronze 2008 und 2010). Beim europäischen Top-12, das er 2000 und 2008 gewann, stand Schlager heuer noch im Semifinale. Dann machte ihm eine Nervenentzündung im Nacken zu schaffen, die er sich wohl auf dem Rückflug von einem Turnier in Asien zugezogen hatte, ihretwegen ließ er die WM aus.

Zeichen der Zeit

"Als 18-Jähriger steckt man fast alles mit links weg", sagt er. "Doch jetzt erhol ich mich nicht mehr so schnell wie früher." Das "Altern", über das Schlager spricht, ist aus der Distanz betrachtet natürlich ein relatives, für einen Spitzensportler aber ein absolutes. "Dass man gealtert ist, "merkt man vor allem bei der Regenerationsfähigkeit und der Regenerationsschnelligkeit." Beide lassen nach, und so wird es "schwieriger, mit der Energie hauszuhalten". Doch gerade dem Alter ein Schnippchen zu schlagen ist für Schlager besonders reizvoll. Früher habe er jeden Tag trainiert, jetzt stehe er prinzipiell nur noch ein- oder zweimal wöchentlich am Tisch, ausgenommen ist die unmittelbare Vorbereitung auf große Turniere. "Wenn ich weiß, mein Gegner hat dreimal so viel trainiert wie ich, dann macht es umso mehr Spaß, ihn zu besiegen."

Die nette Schwester des Alters ist schließlich die Routine. Schlager weiß genau, was er braucht. "Ich erreiche im Training eine sehr hohe Effizienz", sagt er. Und er meidet zu hohe Belastungen, hat aus diesem Grund etwa das Austrian-Top-12 am vergangenen Montag in Wels ausgelassen. "Superliga, Champions League, Pro-Tour, Nationalteam - es ist pausenlos etwas los, das ist in meinem Alter kaum zu verkraften, wenn man keine Abstriche macht." Weniger Spaß bedeute also größeren Spaß. Und obwohl er nicht mehr so oft antritt, hält sich Schlager noch in der Weltspitze, aktuell liegt er auf dem 24. Rang, für die Olympischen Spiele 2012 in London ist er somit bereits qualifiziert. Sie sollen ein Höhepunkt, müssen aber nicht der Schlusspunkt seiner Karriere werden.

"In meinem Alter", das kommt Schlager recht oft über die Lippen. Klar ist, dass sich in seinem Alter nicht mehr alles um Tischtennis drehen kann. Viel dreht sich um die Familie, um Lebensgefährtin Bettina und den zweijährigen Sohn. Dieser habe Energie für zwei. "So gleicht sich alles aus", sagt Werner Schlager.(Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe, 21. September 2011)