Der Zander gedeiht auch mitten in Wien bestens.

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Man kennt ihn von den Speisekarten in Restaurants, und meistens stammt er dann aus Fischteichen oder aus Osteuropa: der Zander. Mit seinem weißen grätenarmen Fleisch ist er ein kulinarischer Star unter den heimischen Süßwasserfischen. Dass diese räuberischen Flossenträger auch in der Donau, sogar mitten in Wien bestens gedeihen, ist allerdings nur wenigen bekannt.

Viele Menschen wüssten überhaupt nicht, wie viel Leben der Strom beherbergt, sagt der Biologe Hubert Keckeis, der mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF den Bestand untersucht (siehe Interview). Diverse Fischspezies kommen zahlreich in der Donau und ihren Nebengewässern vor und pflanzen sich problemlos fort. "Die Reproduktion des Zanders zum Beispiel ist gewährleistet." Weitere häufige Arten sind der Flussbarsch, die Brachse, das Rotauge und die Laube.

Einige heimische Arten sind aber tatsächlich gefährdet. Nasen, Aalrutten und Wildkarpfen scheinen deutlich in der Anzahl abgenommen zu haben. Auch der Hecht, anderswo ein Allerweltsfisch, wird heutzutage im Hauptstrom nur noch selten angetroffen, berichten Wissenschafter und Fischer unisono. Das hängt vermutlich mit den Lebensraumbedingungen zusammen: Hechte setzen ihre Eier bevorzugt auf Wiesen in Ufernähe ab, die im Frühjahr infolge der Schneeschmelze unter Wasser stehen. Wo die Donau aber eingedeicht ist, finden die Tiere kaum noch geeignete Laichplätze.

Ebenfalls rar geworden ist der Huchen, auch Donaulachs genannt, der östlich von Wien jedoch wohl nie häufig war. Die Fachleute vermissen auch Langstreckenwanderer. Das sind die großen Störspezies aus dem Schwarzen Meer, die früher sogar bis Bayern die Donau hinauf schwammen, um in den stromaufwärts gelegenen Regionen zu laichen. Im 19. und 20. Jahrhundert dezimierte Überfischung ihre Bestände, schwer passierbare Stauwehre taten später den Rest. In Serbien und gelegentlich auch in Ungarn sollen vereinzelt noch Störe wie der Sternhausen gefangen werden, aber in Österreich schon lange nicht mehr.

Dafür haben andere Einwanderer aus dem Schwarzmeergebiet den Strom umso zahlreicher besiedelt. Unzählige Grundeln, kleine Bodenfische, eroberten in den 1990ern die österreichische Donau. Die Ursachen der Invasion konnten noch nicht wissenschaftlich geklärt werden. Artenschützer schlugen Alarm. Man befürchtete eine Verdrängung alteingesessener Spezies.

Laut Keckeis gibt es jedoch hierfür keine Anhaltspunkte - zumindest bis jetzt. Manche Einheimischen haben die Immigranten gleichwohl zum Fressen gern, wie Biologen häufig beobachten konnten. Die Grundeln spielen mittlerweile auch als Beute für Zander, Barsch und Aalrutte eine wichtige Rolle. (deswa/DER STANDARD, Printausgabe, 21.09.2011)