Seit gestern lässt Serbien erstmals seit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo vor mehr als drei Jahren kosovarische Waren passieren. Das ist ein Zeichen der Normalisierung, ein Erfolg des von der EU-geführten Dialogs -und eine Folge der kosovarischen Politik. Prishtina hatte ja als Antwort auf den jahrelangen serbischen Boykott im Sommer ebenfalls einen Importstopp erlassen.
Der zuletzt wieder gewaltsame Konflikt ist aber noch nicht gelöst. Denn die lokalen Serben und Belgrad wollen weiterhin die Existenz der Grenze im Norden des Kosovo - dort, wo mehrheitlich Serben wohnen - nicht akzeptieren. Sie blockieren die Straßen, an einen geregelten Zollverkehr ist dort zurzeit nicht zu denken. In Prishtina nimmt man das noch gelassen. Die Serben hätten eben "die Angewohnheit", Barrikaden zu errichten, meint Innenminister Bajram Rexhepi, als handle es sich um einen Spleen. Rexhepi will, dass die EU und die Internationale Schutztruppe Kfor noch diese Woche die Blockaden entfernen.
Man darf aber damit rechnen, dass die Serben das beliebte Barrikaden-Errichten nicht so einfach lassen werden. Was nämlich fehlt, ist eine klare Haltung der serbischen Regierung, die zwischen dem Willen, der EU zu gefallen (in drei Wochen wird über den Kandidatenstatus entschieden), und der alten, symbolisch aufgeladenen Kosovo-Politik hin und her laviert. Ein ehrliches, realistisches Szenario für die Landsleute im Nachbarstaat bietet sie nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.9.2011)