Vatikanstadt - Bis vor 141 Jahren wehte auf der Porta Pia eine Flagge des Kirchenstaates, nun soll sie wieder dorthin zurück kehren: Am 29. September wird das historische Stück an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone übergeben werden, berichtete Kathpress unter Berufung auf die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montag.

Seit der Einnahme Roms am 20. September 1870 durch die Truppen des Königreichs Italien befindet sich die Flagge im Besitz der italienischen Adelsfamilie Ruspoli. Die italienischen Soldaten waren nahe der Porta Pia im Osten Roms in die Stadt eingedrungen. Übergeben werden soll die Flagge während einer Zeremonie zum Patronatsfest der päpstlichen Gendarmerie.

Ende des Kirchenstaates

Die Einnahme Roms durch die italienischen Truppen bedeutete das Ende des Kirchenstaates und bildete den Abschluss der Einigung Italiens. Die Angreifer hatten eine Bresche in die Stadtmauer auf der Höhe der Villa Bonaparte nahe der Porta Pia geschossen. Damals nahm die Frau von Napoleone Carlo Bonaparte, einem Großneffen Napoleons, Cristina Ruspoli, die Fahne an sich. Seither befindet sich das von den Kämpfen durchlöcherte Stück im Besitz ihrer Familie. Während des Angriffs auf Rom fielen insgesamt 49 italienische und 19 päpstliche Soldaten.

Nachdem der Kirchenstaat der staatlichen Einigung Italiens zum Opfer gefallen war, betrachtete Papst Pius IX. (1846-78) sich als Gefangener im Vatikan und lehnte jeden Kompromissvorschlag für eine Einigung ab. Dieser Konflikt - die sogenannte "Römische Frage" - blieb über fast sechs Jahrzehnte hinweg ein Kontroversthema zwischen den Päpsten dieser Zeit und der italienischen Monarchie. Eine Lösung wurde erst mit den Lateranverträgen 1929 unter der faschistischen Diktatur von Benito Mussolini ausgehandelt. (red/APA)