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Die neue libysche Fahne wehnt beim UN-Quartier in Genf.

Foto: APA/EPA/Nolfi

New York - Bei dem monatelangen Aufstand gegen den libyschen Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi kamen nach Angaben der neuen Führung des Landes mindestens 25.000 Menschen ums Leben. Rund 50.000 seien zudem verletzt worden, sagte der Chef des Nationalen Übergangsrates in Libyen, Mustafa Abdul Jalil, am Dienstag bei einem hochrangigen Treffen der "Freunde Libyens" am Rande der UN-Vollversammlung in New York.

Zugleich dankte er den Vereinten Nationen und den an der Militäraktion beteiligten Ländern für ihre Unterstützung. Diese Hilfe sei entscheidend gewesen "für den Sieg der libyschen Revolution". Diejenigen Mitglieder der Gaddafi-Regierung, die vor Gericht gestellt würden, erhielten einen fairen Prozess, versicherte er.

Unterdessen teilte die Afrikanische Union (AU) nach monatelangem Zögern mit, sie werde den Übergangsrat als legitime Vertretung des libyschen Volkes anerkennen. Dies habe der Präsident von Äquatorialguinea, Teodoro Obiang Nguema, beim internationalen Libyen-Treffen in New York erklärt, hieß es in einer am Dienstag vom Büro des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma verbreiteten Mitteilung. Die AU werde dem libyschen Volk beim Wiederaufbau des Landes zur Seite stehen, hieß es weiter. Die zögernde Haltung der AU hatte zu einer Spaltung des afrikanischen Kontinents im Libyen-Konflikt geführt.

Rebellen kommen in Bani Walid nicht voran

Die Truppen des Übergangsrats haben am Mittwoch im Kampf um die letzten Bastionen von Muammar al-Gaddafi weitere Geländegewinne erzielt. Nur in der Stadt Bani Walid kommen sie nach Angaben von Medien der einstigen Aufständischen nicht voran. Einer ihrer Kommandanten sagte der Zeitung „Qurayna al-Jadida", die Soldaten und Söldner Gaddafis in Bani Walid benutzten Zivilisten als menschliche Schutzschilde. In der Nacht auf Dienstag seien in der Stadt elf junge Männer getötet worden, weil man sie der Zusammenarbeit mit den Gaddafi-Gegnern verdächtigt habe.

Ein anderer Kommandant sagte dem TV-Sender Al-Arabiya, 90 Prozent der Gaddafi-Geburtsstadt Sirte (Surt) seien inzwischen unter der Kontrolle der Revolutionäre. Auch aus der Wüstenstadt Sebha wurden militärische Erfolge vermeldet. Die einstigen Aufständischen, deren Übergangsrat inzwischen international anerkannt ist, gehen davon aus, dass sich der im August verschwundene Gaddafi in einer der drei Städte oder in einem Versteck in der Wüste aufhält.

Die Menschen in der Hauptstadt Tripolis beschäftigt derzeit vor allem die Suche nach Gaddafi und die Zusammensetzung der neuen Regierung, die Anfang Oktober gebildet werden sollen. Die Gespräche des Übergangsrates bei den Vereinten Nationen in New York, wo am Dienstag die Fahne des „neuen Libyen" aufgestellt wurde, finden dagegen weniger Beachtung. (APA)